Am 01. Januar 2007 wurde der russische Energiekonzern Gazprom Hauptsponsor des FC Schalke 04. Seitdem hat dieser Club, um den es eh nie ruhig zugeht, auch den umstrittensten Sponsor der Liga. Schon bei der Bekanntgabe des Sponsorings, Ende 2006, wurde das Bild des sich selbst aufgebenden FC Schalke 04 gezeichnet, wurde das Engagement mit den Aufkäufen von Premier League Clubs verglichen und wurde geschrieben, dass die „russischen Milliardäre nun auch in der Bundesliga angekommen“ seien.
Um es klarzustellen: Mir ist Gazprom höchst unsympathisch. Eine Firma, die durch die enge Verbindung zum alles andere als demokratisch geführten, russischen Staat und ihr, auch durch Staatsinteressen gesteuertes, weltweites Handeln viel zu mächtig geworden ist. So mächtig, dass dies per se nicht gut ist, selbst wenn alle Vorwürfe um unrechtmäßiges Handeln jedweder Art falsch sind. Und Russland wird weiterhin nach mehr Macht streben, mit Gazprom als Instrument. Das Schalke 04 sein Image dafür gibt wiederstrebt mir zutiefst.
Dummerweise wirft sich die Welt den Mächtigen zu Füßen und nicht nur Schalke 04, auch Deutschlands Wirtschaft, seine Banken und erst recht seine Politiker sind um einen guten Draht gen Osten bemüht. Bislang gibt es keine Anzeichen dafür, dass Schalke 04 durch das Gazprom-Sponsoring etwas von seiner Selbstständigkeit eingebüßt hätte. Deutsche Energiekonzerne und deutsche Politiker hingegen beförderten bisher eher die Abhängigkeit gegenüber russischem Gas, statt an mehr Unabhängigkeit zu arbeiten.
Zirka 40% des in Deutschland verbrauchten Gases stammt aus Russland. Vertrieben wird es durch die großen, deutschen Energiekonzerne EON Ruhrgas, RWE, Vattenfall und BASF/Wintershall, die ihrerseits langjährige Verträge mit Russland abgeschlossen haben. Noch in 20 Jahren werden diese Firmen russisches Gas zu einem an den Ölpreis gekoppelten Tarif abnehmen müssen. Ein freier Markt, Konkurrenz mit günstigerem Gas aus anderen Teilen der Welt bedeutet demnach eine ernste Gefahr für die deutschen Energiekonzerne, die dies den hiesigen Politikern bislang immer klarmachen konnten.
Durch die Unterversorgung von unbeteiligen Staaten währen des jüngsten Konflikts zwischen Russland und der Ukraine kommt Bewegung in die europäische Energiepolitik. Ob Gazprom dabei an Macht verliert oder erreichen kann, dass Europa die für Gazprom richtigen Transitstrecken für Gas nach Mitteleuropa fördert, wird man sehen.