Nur Trainer reicht nicht

Seit Huub Stevens wieder da ist hat es schon unzählige Artikel in Zeitungen und dem World Wide Web gegeben, die die Frage thematisierten, ob Stevens nun so offensiv wie Rangnick spielen lässt oder ob er Schalke defensiv machen will. Huub Stevens soll auf Schalke Ralf Rangnicks Arbeit forführen, war von offizieller Schalker Seite immer wieder zu hören. Meines Erachtens sind die ersten paar Spiele nicht das, worauf man schauen sollte. Meines Erachtens sind die wichtigeren Fragen, wie Huub Stevens im Tandem mit Horst Heldt funktionieren wird, in welche Richtung die zukünftigen Personalien und die Fragen nach der Ausrichtung des Vereins entschieden werden.

In der Regel bleibt im Dunkeln, wer in einem bundesligaüblichen Trainer/Manager-Tandem den innovativen Part inne hat. Wie schief es laufen kann hat Schalke 04 erst in der jüngeren Vergangenheit erlebt, mit einem Mann, der aktuell als Trainer wieder zu glänzen weiß. Mirko Slomka.

Wer entdeckte Marco Höger für Schalke 04? Wer entschied die Personalie Ciprian Marica und wer kam auf die Idee, Bernhard Trares als Trainer für Schalkes zweite Mannschaft zu verpflichten? Würde man Horst Heldt fragen bekäme man die Antwort, dass er mit Ralf Rangnick eng zusammen gearbeitet habe und alle Entscheidungen gemeinsam beschlossen worden seien. Als Außenstehender kann man zwar die formalen Verantwortlichkeiten abgrenzen, wer aber was leistet lässt sich kaum bestimmen.

Dass Ralf Rangnick auf Schalke mehr als nur trainieren und die Taktik festlegen sollte wurde früh klar. Schon bei seiner Verpflichtung betonte Heldt des Trainers Arbeit bezüglich der Nachwuchsabteilung in Stuttgart, von der er selbst später als Manager profitiert hätte. Schalke wollte das Rangnick-Gesamtpaket verpflichten und es stellt sich nun die Frage, ob Horst Heldt auch ohne Ralf Rangnick alle Vohaben durchziehen kann, ob ein entsprechendes Konzept überhaupt schon ausgearbeitet ist und inwieweit Huub Stevens als Mitverantwortlicher nicht andere Schwerpunkte setzen möchte. Dass „nur guter Trainer“ nicht reicht, wenn im Tandem mit dem Manager die guten Ideen fehlen, wurde auf Schalke unter Manger Andreas Müller und Trainer Mirko Slomka mehr als deutlich.

Als Mirko Slomka zum Cheftrainer wurde übernahm er einen noch gut aufgestellten Kader. Anfangs ließ er guten Fußball spielen. Während seiner ganzen Cheftrainerzeit auf Schalke hatte er das Talent zu punkten. Gegen Ende seiner Amtszeit ließ er gnadenlos ergebnisorientiert spielen, zur Not machte er hinten dicht und hoffte vorne auf die Chance durch Standardsituationen, die Schalke zur damaligen Zeit regelmäßig zu nutzen wusste. Trotz ordentlicher Ergebnisse wurde der Fußball immer schlechter, miese Transfers sorgten dafür, dass die Mannschaft an Talent einbüßte, dass sie „ausblutete“.

Ob das nun hauptsächlich Müllers oder Slomkas Schuld war, ließ sich nie bestimmen. Dass Mirko Slomka seinen Anteil daran hatte kann aber wohl niemand bestreiten. All die Grossmüllers, Sanchez’ und Streits sind nicht einfach unbedarft in seine Mannschaft gepurzelt. Er nickte sie als Zugänge ab und wusste sie dann nicht einzusetzen. In Hannover weiß er nun wieder als Trainer zu glänzen. Ein wirklicher Umbruch war dort noch nicht nötig. Das Gros der Feldspieler, die regelmäßig in Hannovers Startaufstellung stehen, war bereits vor Slomkas Engagement bei den 96ern. Ob er gemeinsam mit Jörg Schmadtke bei Zeiten die Mannschaft wird umbauen können, bleibt abzuwarten.

Bei allem berechtigten Lob für Horst Heldts bisherige Arbeit hoffe ich, dass er sich die Zukunft nicht komplett alleine denken muss. Ob Huub Stevens eine Hilfe ist und ein Ideengeber sein kann, wenn es um den Aufbau eines neuen Scoutingsystems, um die Planung der sportlichen Belange bezüglich der Neubebauung der Berger Feldes oder um das neue Jugendspielerinternat geht, weiß ich nicht. Aber das sind die Themen, die auf der letzten Jahreshauptversammlung angesprochen wurden, die Hoffnung machten und machen sollten. Darum geht es viel mehr, wenn es um die „Fortsetzung“ von irgendwas geht, was unter Rangnick angeblich schon gestartet wurde, und das ist auf längere Sicht wichtiger, als eine einzelne Aus- oder Einwechslung nach Offensive oder Defensive zu interpretieren.

Diesen Beitrag gab es in sehr ähnlicher Form bereits vor zwei Wochen hier zu lesen. Nach nur zwei Stunden wurde er allerdings von der Stevens-Verpflichtung und den folgenden Diskussionen überrollt. Da die im Text gestellten Fragen grundsätzlicher Natur und weiterhin aktuell sind, habe ich mich entschlossen, das Thema nochmals ins Blickfeld zu rücken.

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