
Bayern München hat sich seine Finanzmacht mit regelmäßigen Erfolgen seit der zweiten Bundesligasaison erarbeitet. Zwar drücken den Club durch den Stadionbau heute ähnlich große Schuldenberge wie den FC Schalke 04, an der Liquidität Bayern Münchens gab es allerdings nie einen Zweifel. Um großen Fußes in die Schuldenfreiheit zu marschieren wurden zuletzt Anteile der Bayern München AG an Investoren verkauft. Erreicht man das Ende der Stadionabzahlung bei gleichzeitig dauerhaftem, sportlichen Erfolg, steht eine goldene Zukunft bevor, so offensichtlich der Plan. Sportlich handelt der Club seit Ewigkeiten ungeduldig. Die Bestimmer sind Hoeneß und Rummenigge, Trainer sind nur Trainer, und in der Regel kurzfristig. Obwohl der Verein immer wieder auch eigene Talente hervorbringt hat man doch das Gefühl, als seien Bayern-Mannschaften stets eine Zusammenstellung aus neuen (Spieler-)Trophäen.
Das Konzept Borussia Dortmunds heißt vor allem Jürgen Klopp. Meines Erachtens ist Klopp in allen Belangen der beste Trainer der Liga. Trotzdem denke ich, dass die jüngsten Erfolge ohne den Finanzcrash in der Vor-Klopp-Zeit nicht möglich gewesen wären. Borussia Dortmund stand derart nah am Abgrund, dass man sich zeitweise über das bloße Dasein freute. Für Dortmund war es ein großer Erfolg, 2009 knapp das internationale Geschäft zu verpassen. Die Verbesserung um einen Tabelleplatz in der Folgesaison war erst recht ein Grund zum Jubel. Diese „Erfolge von klein auf“ entsprachen dem Wachstum eines Vereins, Jürgen Klopp hatte Zeit zu wirken, er musste nicht mit einer von jemand anderem zusammengestellten Mannschaft sofort große Ergebnisse liefern. Nach zwei Meisterschaften ist der Club gefestigt wie nie zuvor. Neuerdings wirbt man der Konkurrenz regelmäßig junge Spieler ab. Der Kader ist gefüllt mit unglaublich viel Talent, und statt mit viel Geld und großen Namen „Erfahrung“ einzukaufen, werden eher weitere 18- oder 19-Jährige nachgeschoben. Jürgen Klopp weiß das Puzzle zusammenzusetzen und es scheint, als würde die Mannschaft mit des Trainers eigenem Zuwachs an Erfahrung ebenfalls routinierter werden, egal wie jung die Spieler sind.
Schalke 04 lebt seit dem Stadionbau und dem Zusammenkauf der Mannschaft um Bordon, Krstajic, Kuranyi usw. (2004, 2005) von der Hand in den Mund. Man übernahm sich derart, dass mehrere Male die Liquidität infrage stand. Alle „Rettungspläne“ von damals bis heute basieren auf regelmäßigen sportlichen Erfolg, auf Einnahmen aus internationalen Wettbewerben. Ist dieser Erfolg in Gefahr wird agiert, wie auch immer, ungeachtet zuvor proklamierter Vorhaben.
Sein Einstieg als Macher sei der Umbruch vom Umbruch vom Umbruch, machte sich Horst Heldt noch über den Kurs des Clubs bis zur Entlassung Felix Magaths lustig. Mittlerweile beweist sein Handeln, dass auch er mehr getrieben ist, als dass er die Geschicke des Clubs selbst betreibt. Egal welche Ergebnisse der Trainer in der Vorsaison erreichte, egal ob ein Saisonstartrekord zu Buche stand oder nicht und trotz kurz bevorstehender Winterpause, es reichen 4 Wochen schlechte Ergebnisse, um den Trainer rauszuwerfen und sein Glück im nächsten Trainer zu erhoffen, egal wie unerprobt dieser auch sein mag. Eine Verletzung eines für nur noch 6 Monate ausgeliehenen Spielers reicht aus, um Transfers aller einigermaßen namhaften und nicht allzu fest in ihren Verträgen festgezurrten Spieler in Erwägung zu ziehen. Das ist kein Sonderfall, keine Ausnahmesituation. Paniktransfers, um die kurzfristigen Ziele zu erreichen, stehen in der Tradition des Handelns von Horst Heldts Vorgängern Andreas Müller und Felix Magath; in Schalkes Tradition.
Schalke 04 hat eine hervorragende Jugendabteilung vorzuweisen, profitiert davon aber vergleichsweise wenig, da sich im stetige Wechsel von Trainern und Ad hoc-Verpflichtungen keine zusammenwachsende Mannschaft herausbilden kann. Auf Schalke ist es nicht möglich, dass ein Trainer eine Mannschaft unter eigener Einflussnahme zusammenstellt und zu spielerischer Blüte führt, vollkommen egal, wie der Trainer auch heißen mag. Schalke agiert wie ein armer FC Bayern, bei dem zwar im Falle der Erfolglosigkeit sehr schnell reagiert wird, bei dem es aber an Geld fehlt, um Akteure mit so großer Qualität einzukaufen, dass eine Verbesserung garantiert werden kann. Deshalb fängt Schalke immer wieder von vorne an und tritt dabei im Grunde auf der Stelle. Der Schalker Weg ist keiner, im eigentlichen Sinn, denn ein Weg führt in der Regel nach vorne.