Ich stehe Schalkes Trainer Jens Keller kritisch gegenüber. Nicht, dass ich ihn nicht mögen würde. Ich halte ihn tatsächlich für sympathisch, er gibt sich bescheiden, freundlich, er war so nett meinem Sohn ein Autogramm auf sein Trikot zu schreiben. Da ist nichts Persönliches. Es geht mir um den Fußball. Meines Erachtens hat Jens Keller die Mannschaft bislang nicht besser gemacht, es ist keine Handschrift dieses Trainers zu erkennen, obwohl er bereits eine Winter- und eine Sommerpause zur Verfügung hatte. Meines Erachtens ist Schalkes Mannschaft weiterhin nur die Summe der Einzelspieler. Nach wie vor geht es vor allem darum, defensiv gut zu stehen, geduldig den Ball zu halten und auf Fehler des Gegners zu hoffen. Das ist passiv. Meines Erachtens sollte Schalke dahin kommen, sich Siege aktiv zu erspielen.
In einem bewusst polemisch verfassten Beitrag, nach der vielleicht schlechtesten Leistung des Jahres, schrieb ich, dass Schalke 04 möglichst flott „die Verträge mit Jermaine Jones und Jens Keller abfinden“ sollte. Mir war klar, dass mir diese unverhohlene Forderung einer Trainer-Entlassung nachhängen würde. Ebenso klar war mir, dass die Forderung unrealistisch ist, mehr noch, dass ein Glaube auf schnelle Besserung nur in wirren Hoffnungen bestehen kann. Schließlich hat Horst Heldt den bestmöglichen Zeitpunkt für eine Trainerfindung verpasst, als er ein halbes Jahr Zeit für eine Suche hatte. Dass eben dieser Horst Heldt nun Jens Keller entlassen und einen geeigneteren Trainer aus dem Hut zaubern könnte, ist eigentlich undenkbar.
Insofern arrangiere ich mich mit der Situation und hoffe auf die Wandlung des Jens Keller. Gleichzeitig denke ich, dass mein Verein so absolut ergebnisabhängig und damit absehbar und durchschaubar agiert, wie es von Daniel Memmert, Chef des Instituts für Kognitions- und Sportspielforschung, in seinem jüngsten Zeit-Interview angeprangert wird. Ich bin überzeugt, der Mann hat vollkommen recht. Lesenswert. Bitte hier entlang: Klick.