Schalke verliert vollkommen verdient 3:0 in Wolfsburg. Die Aufregung währte allerdings nur bis Sonntagfrüh, bis sie vom Wechsel-Tullus um Julian Draxler überschattet wurde. Ein eigentlich nachvollziehbarer Wechsel mutiert zum Aufruhr, weil Horst Heldt die Fans des FC Schalke 04 einmal mehr für dumm verkauft hat.
Nicht mehr Juventus Turin, sondern der VfL Wolfsburg soll es nun sein, für Julian Draxler. Klaus Allofs hat die Verhandlungen bestätigt. Laut kicker hängt der Deal nur noch davon ab, ob Schalke einen Ersatz findet. Laut Sky Sport würde der Wechsel dem FC Schalke rund 35 Millionen Euro bringen.
Der Umschwung von Juve zu Wolfsburg zeugt zwar von einer gewissen Wahllosigkeit des jungen Julian. Aber an einem solchen Wechsel an sich finde ich nichts zu kritisieren. Ich würde ihn gerne noch eine Saison in Blau spielen sehen, aber meinetwegen könnte er auch zu Borussia Dortmund wechseln, wenn der Preis stimmt. Seit Manuel Neuers Wechsel zum FC Bayern berührt mich dahingehend nichts mehr.
Schalke bekommt in dieser Saison keine Einnahmen aus der Champions League. Man hat für eigene Verhältnisse mit den bisherigen Verpflichtungen bereits recht viel Geld ausgegeben. Es gibt eine beachtliche Liste von unproduktiven Gehaltsempfängern, seien es freigestellte Trainer oder aussortierte Spieler. Schon auf der Jahreshauptversammlung 2014 mahnte Finanzvorstand Peter Peters an, dass „man auch mal einen Spieler abgeben müsse“ wenn nicht genug Einnahmen aus sportlichen Erfolgen generiert werden können. Als sich Schalke letztmalig nicht für die Champions League qualifizierte reagierte man mit dem Neuer-Verkauf. Das alles schrie von Anfang an danach, dass Schalke bei einem entsprechend lukrativen Angebot für Julian Draxler nicht nur nicht Nein sagen würde, sondern auch ganz gerne Ja sagen will.
Dass sich nun so viele Fans von den Ereignissen und der begleitenden Berichterstattung durchgeschüttelt fühlen, liegt einmal mehr zu einem gehörigen Teil an der schlechten Darstellung des Vorstands Kommunikation, Horst Heldt. Ob es sein Ziel ist, ob es gelingen kann, mit Interviews das Verhalten von anderen Managern oder Spielerberatern zu beeinflussen? Ich weiß es nicht. Klar ist aber, dass seine Interviews die Stimmung um den FC Schalke 04 beeinflussen. Und während Julian Draxler aus dem Fall Neuer gelernt hat, dass man sich als Spieler am besten zu gar nichts mehr äußert, rief Horst Heldt gleich mehrmals Ultimaten aus, die er kurz drauf wieder revidierte.
Schon vor einem Monat erklärte Heldt öffentlichkeitswirksam, unter allen Verhandlungen mit Juventus Turin sei „ein Strich drunter“. Man habe den Italienern erklärt, dass man nicht mehr wünsche, dass sie den Spieler kontaktieren. Im Laufe der letzten Wochen hieß es dann, irgendwann sei mal Schluss, Schalke hätte eine eigene Deadline, zu der man nicht mehr verhandlungsbereit sei. Das auch dies Mumpitz war wurde klar, als Horst Heldt bei der Pressekonferenz zum Spiel gegen Wolfsburg genau darauf angesprochen wurde. Er könne doch eine Deadline setzen, sagen, dass man im Fall der Fälle einen Plan B umsetzen müsse. Nein, das würde er nicht tun, sagte Horst Heldt, es sei alles entspannt. So entspannt, dass er nach dem Spiel gegen Wolfsburg die Idee des Journalisten aus der PK aufgriff und verkündete, dass die „Türe zu“ gemacht werden würde, wenn nicht bis Samstag um Mitternacht ein Angebot käme. Samstag gab es dazu keinerlei Meldungen mehr, aber am Sonntag wurde auf der Clubhomepage flux nachgeschoben, dass die Türe noch geöffnet wäre, da nun nochmal Bewegung in die Sache gekommen sei.
Ein Basta muss man sich leisten können. Horst Heldt tut gerne und oft entschlossen und hampelt doch heute noch mit diesem Transfer herum, am 31. August. Horst Heldts öffentliche Aussagen sind es nicht wert, gesendet oder gedruckt zu werden, ihre Halbwertzeit ist einfach zu gering, egal ob zu Transfers, zu Suspendierungen, zur Trainertreue oder zu sonstigem. Trotzdem geht es immer weiter, denn Zeitungen und TV Sender leben von diesen Geschichten. Ihnen ist Klarheit nicht wichtig, ihnen ist nur wichtig überhaupt Stoff für Storys zu bekommen. Die Doofen sind die Fans, die ihre Hoffnungen in die Aussagen des Clubmanagers setzen, die gerne Boulevardzeitungen und Internetportale als Gegner sehen und ihren FC Schalke gegen die „Gerüchterfinder“ verteidigen möchten. Mit Hin und Her-Horst Heldt funktioniert das nicht.
Foto: Tomek Bo