† Herbert Preckel

Ein Kerl wie ein Baum! Erst 66 Jahre alt. Letzte Woche Freitag fiel er um. Einfach so. Herbert Preckel war der Papa meiner Freundin Kerstin. Im Stadion saß ich jahrelang neben ihm. Nun nie mehr. Nicht zu fassen!

Mit einer neuen Frau bekommt man neue Bekannte geschenkt, aus denen bestenfalls Freunde werden. Als ich die heutige Frau Wieland kennenlernte, eine Tochter Gelsenkirchens, bekam ich Freundin Kerstin dazu. Es dauerte nicht lange, da saß ich erstmals bei den Preckels in der Küche. Frau Wieland kannte Kerstin seit Kindheitstagen und war immer gerne dort. Ab dem ersten Augenblick wusste ich warum. Bei den Preckels, bei Herbert und seiner Frau Gilla, fühlte ich mich sofort willkommen. Ein Haus voller Leben.

Zu ihnen hatte man kein Eltern-Verhältnis. Es war wie bei älteren Freunden. Dort war immer was los. Drei Töchter. Drei Schwiegersöhne. Neun Enkelkinder. Die Geschwister und Nichten gleich nebenan. Man war nie alleine.
In der Hütte in ihrem Garten feierten wir Silvester. Es hüpften stets Kinder herum, irgendwann auch mal meine. Irgendwie wurde immer gekocht, gebacken oder gegrillt. Die Preckel-Welt war für mich der Inbegriff von Familie, in welche auch Freunde für die Zeit ihres Dortseins aufgenommen wurden. Und während Gilla für das Herzliche zuständig war, sorgte Herbert für Witz und Tun.

Für Herbert schien nie etwas zu schwierig zu sein. Konnte er etwas nicht selbst erledigen, kannte er einen, der einen kannte. Und wenn man mit Herbert auf Schalke fuhr, kannte er sogar Leute, deren Einfahrt er zuparken durfte, um in angemessener Entfernung zum Stadion seinen Wagen abzustellen.

Dort, in der Arena, in Block S5, in der vorletzten Reihe von oben, saßen wir lange nebeneinander. Herbert war einer dieser Schalker, die im Ton der Ironie davon sprachen, dass Schalke den nächsten Gegner schon putzen würde, und denen vor dem Spiel die Ironie zugunsten von Optimismus flöten ging. Ich mochte seine Art sehr, das alles nicht zu ernst zu nehmen, und doch leidenschaftlich bei der Sache zu sein.

Nach Roberto Di Matteo und vor André Breitenreiter gaben Herbert und Kerstin ihre Dauerkarten weiter. Seitdem habe ich sie sehr vermisst. Bis zuletzt hoffte ich, sie würden es sich nochmal anders überlegen. War das Spiel mal doof, fühlte ich mich zumindest zwischen ihnen wohl. Nun wird es nie mehr sein können, wie es mir am liebsten war.

Schalke, das sind vor allem Menschen.
Mit Herbert ging ein Stück meiner schönsten Schalke-Zeit.