Schneiders Short-Term Schalke

Schalke 04 will sich mit Jean-Clair Todibo verstärken. Das französische Innenverteidiger-Talent steht beim FC Barcelona unter Vertrag und möchte auch dorthin zurück. Das stört Schalke nicht. Die Verpflichtung passt zum Kurs, den Schalkes neuer Sportvorstand Jochen Schneider eingeschlagen hat. Aktuell steht bei den Blauen Flexibilität höher im Kurs als langfristiges Planen.

Neben Todibo stehen mit Jonjoe Kenny, Juan Miranda und Michael Gregoritsch drei weitere ausgeliehene Spieler im Kader. Mit Juan Miranda ist ein Bleiben bis 2021 vereinbart. Gut möglich, dass die anderen Schalke schon in der nächsten Transferperidode wieder verlassen. Außerdem laufen die Verträge von Daniel Caligiuri, Bastian Oczipka und Benjamin Stambouli in fünf Monaten aus. Dem Kader droht der nächste Umbruch.

So würde es Jochen Schneider selbst wohl nicht formulieren. Für ihn bedeuten auslaufende Verträge und kurzfristige Leih-Engagements Flexibilität. Schalke konnte sich in den letzten 3 Spielzeiten zweimal nicht für einen internationalen Wettbewerb qualifizieren. Für den Club ist das dramatisch. Der Konzernzwischenbericht 2019 wies Verbindlichkeiten von 226 Millionen Euro aus. Größere Investitionen in Ablösesummen und Gehälter für vermeintliche Stars kann sich Schalke derzeit nicht leisten. Geld dafür muss man sich zunächst durch sportliche Erfolge und daraus resultierenden Einnahmen erwirtschaften.

Da ist es schlau, zunächst keine großen Risiken einzugehen. Natürlich würde Schalke Jonjoe Kenny gerne über den Sommer hinaus behalten. Jetzt, wo klar ist, dass er auf Schalke eingeschlagen ist. Aber Spieler möchten möglichst viel Geld verdienen und in ihrer Karriere voran kommen. Wer in der englischen Premier League spielt oder beim FC Barcelona unter Vertrag steht, kommt nicht auf Schalke, weil hier die Fans lauter singen. Schalke bietet solchen Spielern Bundesliga-Spielzeit, einen Trainer, dessen Name aus der Premier League bekannt ist und die Aussicht, nach individueller Weiterentwicklung zum vorherigen Club, in die vorherige Liga, „zum vorherigen Status“ zurückkehren zu können.

Auch bezüglich der Spieler, deren Transferrechte bei Schalke 04 liegen, ist eine Vertragspolitik nach dem Grundsatz der Flexibilität zu erkennen. Die Vertragsverlängerungen mit Weston McKennie und Amine Harit waren wichtig, weil sie den höchsten Wiederverkaufswert versprechen. Der geplante Vertrag mit Alexander Nübel, inklusive Ausstiegs- bzw. Wechselmöglichkeit, hätte ebenso ins Konzept gepasst. Gleichzeitig ist man mit Investitionen in ältere Spieler, deren Karriereplan nicht mehr unbedingt ein Verlassen der Blauen zu einem größeren Club vorsieht, eher vorsichtig. Spieler wie Bastian Oczipka, Daniel Caligiuri und Benjamin Stambouli waren in der jüngeren Vergangenheit wichtige Stützen. Neue Verträge mit ihnen binden aber Budget, versprechen keine späteren Transfereinnahmen und lassen sich auch nicht so leicht „loswerden“, falls der sportliche Erfolg in absehbarer Zukunft ausbleibt und die Kaderkosten weiter gesenkt werden müssen.

Bei einer Vertragsverlängerung mit Weston McKennie vor allem an dessen Wiederverkaufswert zu denken, mutet unromantisch an. Und sollte sich Schalkes sportliche Leitung gegen eine Vertragsverlängerung mit Benjamin Stambouli entscheiden, würde das ein eher lauteres Grummeln in der Fangemeinde auslösen. Der Franzose bespielt die einschlägigen sozialen Netzwerke regelmäßig und gekonnt, ist sehr sympathisch und wird gemocht. Trotzdem ist es nicht abwegig, dass sich Schalke auch bezüglich dieser Personalie nach Alternativen umschaut, den Blick auf Entwicklungsmöglichkeiten, Wiederverkaufswerte und Flexibilität richtet. Es würde ins Bild passen, das Jochen Schneider bislang als Sportvorstand des FC Schalke 04 abgibt. Eher nicht romantisch, auch nicht smart, aber nachvollziehbar und klar in seinem Tun.

19 Thoughts

  1. Glück auf Torsten, willkommen zuhause;) Bei Todibo steht zumindest eine KO im Raum. Den Vorteil, den ich zurzeit sehe ist, dass man Situationen antizipiert und nicht nur reagiert. D.h. der Weggang von Nübel wurde frühzeitig mit Schubert kompensiert. Ein möglicher Weggang von Kabak würde kompensiert durch Todibo. Und alles geräuschlos. Selbst die Personalie Bentaleb, eine klare Ansage und jeder weiß, was Sache ist. Kein Hotte hü mehr…alle anderen Dinge sind der klammen Lage geschuldet.

  2. Hallo Torsten, super, dass Du wieder schreibst!!! Habe das vermisst. Glück auf aus Celle.

  3. auch von mir ein wirklich freudiges und ehrliches hallo an dich torsten und damit auch an den königsblock. ich freue mich auf die zukunft :) glückauf aus unterfranken

  4. Schön das du wieder da bist. Ich freue mich auf das zukünftige miteinander. Glückauf aus Unterfanken

  5. Ist m.E. eine richtige Beobachtung, dass man sich darauf einstellen kann, dass auch bei verdienten und bei den Fans beliebten Spielern darauf geachtet wird ob Vertragsverlängerungen sportlich und wirtschaftlich Sinn machen.
    Ich bin aber noch etwas skeptisch wie sich dieser Weg auf die auch nicht ganz unwichtige Hierarchie in einem Kader auswirkt. Häuptlinge und in der Kabine erfahrene, positive Typen sind auch wichtig für eine funktionierende Gruppe. In Stuttgart hat Reschke mE einen halbwegs funktionierenden Laden zugunsten zu vieler hoffnungsvoller Jungspieler auseinander genommen und man ist damit krachend in der zweiten Liga aufgeschlagen. Die Gefahr sehe ich hier bei uns natürlich nicht, da wir schon auch qualitativ mit unseren jungen Spielern etwas anders aufgestellt sind. Aber eine gute Kadermischung jung/erfahren bleibt auch bei uns essentiell.

    Der Weg mit den vielen Leihspielern ist natürlich eine flexible Geschichte. Aber wie sinnvoll so etwas ist, sieht man erst später. Jonjoe Kenny hat uns sofort geholfen. Miranda eher nicht direkt. Hat aber vielleicht Basti angetrieben nochmal richtig Gas zu geben. Nur entscheidend ist, was kommt danach…!? Nutzen wir die Zeit, arbeiten vorausschauend und haben dann eine gute und funktionierende Lösung muss das nicht schlecht sein. Geht Kenny und haben wir bis dahin nichts, haben wir ein Problem.
    Wertschöpfend sind letztlich aber nur eigene Spieler, die uns nicht ablösefrei verlassen.
    Und da wäre es dringend erforderlich, dass es uns gelingt da mal den Bock umzustoßen. Harit war ein erstes kleines Signal. Dürfte aber mit einer enttäuschenden Ausstiegsklausel erkauft sein. Nübel hätte den Durchbruch bringen können. Hat aber nicht geklappt. Da hoffe ich weiter auf eine Verlängerung mit Signalwirkung vielleicht bei Serdar, oder so.

    Ansonsten gebe ich Blueblueelectricblue Recht. Es wird vorausschauend gearbeitet. Da habe ich mittlerweile ein gutes Gefühl.

    Wenn Todibo so gut ist wie viele sagen, dann wird das mit der Kaufoption wohl nichts. Es sei denn, wir räumen Barca eine Rückkaufoption ein…

  6. Not sieht das aktuell auch alles noch nach einem guten Plan aus, der aufgehen kann. Mit Leihspielern hat ja zB auch Eintracht Frankfurt keine ganz so schlechten Erfahrungen gemacht in den letzten Saisons. Nur mit Leihspielern geht es aber natürlich auch nicht. Da setze ich dann aber auch auf Talente aus der Knappenschmiede, die dann zukünftig hoffentlich nicht mehr immer alle ablösefrei gehen.

    Darüber hinaus freut mich aktuell aber auch die Geräuschlosigkeit, mit der gearbeitet wird. Selbst so Personalien wie Bentaleb, wo gefühlt alle 3-4 Wochen irgendein Blatt mal wieder eine Story bringt, erzeugen wenig bis gar keine Unruhe. Gefällt mir sehr!

  7. Hi Torsten. Schön, dass du wieder schreibst!!! Ich muss dir, wei so oft in allem Recht geben. Nach aussen hin scheint das alles bis jetzt sehr stimmig zu sein. Ich mich auch den Kommentar von „Carlito“ nochmals erwähnen. Mich freut am Meisten die Geräuschlosigkeit mit der das alles von statten geht. Keine gefühlt 100.000 Transfergerüchte. Keine unnötigen Spielermedeungen. Keine Spekulationen seitens des Vereins. Sehr bedacht das Ganze.

  8. Schon das du wieder online bist.
    Auf Romantik „auf Schalke“ könnte eine Weile verzichten.
    Wenn die Leihe die Außenlinie bearbeitet wie verrückt, ist das auch eine Art Romantik- nur halt schneller.
    Glück Auf

  9. Auf mich macht das bislang auch einen sehr interessanten Eindruck. Man platziert sich als Ausbildungsverein für die ganz großen Europas. Nicht sehr romantisch aber angesichts der wirtschaftlichen Entwicklung bei uns und der Entwicklung des Transfermarkts im Allgemeinen scheint das sehr schlau zu sein.

    Welcome Back.

  10. Guten Morgen :-)

    us.online schrieb:

    Aber eine gute Kadermischung jung/erfahren bleibt auch bei uns essentiell.
    […]
    Der Weg mit den vielen Leihspielern ist natürlich eine flexible Geschichte. Aber wie sinnvoll so etwas ist, sieht man erst später. […] Nur entscheidend ist, was kommt danach…!? Nutzen wir die Zeit, arbeiten vorausschauend und haben dann eine gute und funktionierende Lösung muss das nicht schlecht sein. Geht Kenny und haben wir bis dahin nichts, haben wir ein Problem.

    Die Vorgehensweise ist unbedingt abhängig von einem funktionierendem Scouting. Eigentlich müssen jetzt schon drei Alternativen zu Kenny auf einem Zettel stehen, die man wohlmöglich leihen und damit das nächste Jahr überbrücken kann. Bis man vielleicht parallel einen Spieler aus der Knappenschmiede entwickeln kann oder einen findet, der mit dem eigenen Budget gekauft werden kann, und Entwicklungspotenzial und somit einen Wiederverkaufswert mitbringt.

    Deshalb stand der Aufbau des Scouting am Anfang von Schneiders Engagement auf Schalke. Wie gut die sind, kann ich nicht beurteilen. Aber sie finden aktuell Lösungen. Ma’kucken würde ich sagen.

    meinzu schrieb:

    Wenn die Leihe die Außenlinie bearbeitet wie verrückt, ist das auch eine Art Romantik- nur halt schneller.

    Den Satz mag ich sehr :-))

    @ alle:

    Weshalb ihr alle die „Geräuschlosigkeit“ so heraushebt, kann ich nicht nachvollziehen. Sehr ähnliche Kommentare gab es unter Heidel auch. Da wurde auch gelobt, dass man nichts liest, dass alles ruhig sei. Das hat nicht wirklich geholfen, die zweite Saison war trotzdem scheiße und Heidel flüchtete.

    Abschließend für alle, die es noch nicht mitbekommen haben:
    Die Todibo-Leihe ist durch. Die Leihe kostet S04 1,5 Mio plus das Spielergehalt. Außerdem haben die Blauen eine Kaufoption erhandelt. Im Sommer könnte man den Spieler für 25 Mio + 5 Mio Boni übernehmen. Falls man sich dazu entscheidet, greift für Barca automatisch ein Rückkaufsrecht. Barca müsste dafür 50 Mio + 10 Mio Boni zahlen. Ab wann Barca den Spieler wieder zurückholen könnte – was ja nicht ganz unerheblich für Schalkes Planungen ist – ist bislang nicht bekannt.

    Die Zahlen stammen übrigens von einer ganz offiziellen Barca-Webseite. In Spanien ist man offensichtlich nicht so verhuscht, was Geldfragen angeht ;-)

  11. Zu Jonjoe Kenny:

    Sky sagt, Schalke verhandele mit Everton. Everton wolle nicht verkaufen, nun steht eine Verlängerung der Leihe um eine weitere Saison im Raum.

  12. Hach, ist das schön! Endlich wieder Königsblog!
    Ich mag Schneiders Arbeit bisher. Alles nachvollziehbar und gut begründet (bis auf die Verlängerung mit Burgstaller vielleicht). Dass er so viel Wert auf die Professionalisierung des Scouting legt, hat ja anfangs für etwas Spott gesorgt, wird sich aber noch auszahlen.

  13. Die Verlängerung mit Basti Oczipka hätte ich mit Blick auf die oben stehenden Annahmen vielleicht nicht so erwartet.

    U.U. vertut man sich und die Vertragsverlängerungen werden nach einem von uns nicht durchschauten System abgearbeitet und dass es bisher bei Oczipka, Stambouli und Caligiuri nix zu vermelden gab ist gar kein Beleg dafür, dass man alte und verdiente Spieler nicht mehr schätzt…

  14. Eine Vermutung, dass die diese Spieler nicht „geschätzt“ werde würden, wollte ich nicht zum Ausdruck bringen. Es ist eben immer die Frage des sich-leisten-Wollens.

    Bastian Oczipka stand in der bisherigen Saison in jeder(!) Spielminute auf dem Platz. Wagner hatte ihn im Notfall auch als IV eingesetzt; hat er auch ganz ordentlich gelöst. Außerdem würde ich meinen, dass er nicht unbedingt Ärger macht, sollte der Trainer mal einen Konkurrenten vorziehen.

    Diesen Pluspunkten steht gegenüber, dass er Schalke ziemlich sicher keine Transfereinnahmen mehr bescheren wird. Dass sein Marktwert eher nicht mehr steigt, sondern auf dem Zenit angekommen ist. Wenn sein neuer Vertrag endet, wird er 34 Jahre alt sein.

  15. Freut mich sehr, Torsten, dass du wieder in einem Blog schreibst!
    1,5 Mio für Todibo für eine halbe Saison, in der er wohl eher kein Stammspieler sein wird, finde ich ziemlich viel – macht nur Sinn, wenn er im Sommer gekauft wird. Angesichts der vielen guten Innenverteidiger deutet das meiner Meinung nach auf einen Abschied von Stambouli hin.

  16. @Torsten:
    Genial, dass du wieder was machst. Es war ne echt harte Zeit ohne Königsblog. Auch wenn es hier keine direkte Fortsetzung ist, finde ich es echt geil!

    @Grieche: 1,5 Mio für ein halbes Jahr ist gemessen an den generellen Transfersummen nicht viel. 3 Mio pro Jahr wäre bei einem 4 Jahresvertrag eine Ablöse von gerade mal 12 Mio und damit unterer Durchschnitt der derzeitigen Preise. Da er wohl 25 +5 Mio als Option kosten soll, sind wir schon bei ca. 7,5 Mio pro Jahr, sollte es ein 4-Jahres Vertrag werden. Da sind 1,5 Mio ein echtes Schnäppchen um mal zu gucken wie er rein passt und was er so kann

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