Auswärts in Augsburg: Mark Uth wird nach Bewusstlosigkeit und langer Behandlung vom Platz getragen. Schalke gerät wieder in Rückstand. Schalke dreht das Spiel und hält die Führung über die 90. Minute hinaus; um in der dritten Minute der Nachspielzeit doch noch den Ausgleich zu kassieren. Was gilt es noch alles zu ertragen?

Die Szenen der Behandlung Mark Uths haben mich mitgenommen. Die entsetzten Spieler, nicht wohin wissend. Der einen Tropf hoch haltende Omar Mascarell. Die vielen sich mühenden Sanitäter. Die Unsicherheit, was wohl ist, wie schwer es ihn erwischt hat. Die Gedanken, was bei einem solchen Unglück alles passieren kann. Dass es nun „einfach so“ weiter ging, schien irreal.
Ich mag das gar nicht kritisieren. Ich mag nicht dafür eintreten, dass Spiele nach solch einem Unfall mit ungewissem Ausgang auf jeden Fall abgebrochen werden müssen. Aber in mir ist in diesem Moment viel Klarheit verloren gegangen. Einerseits war mir weiterhin die Wichtigkeit dieses Spiels für meinen Club bewusst. Andererseits schuf dieser Unfall eine zweite Ebene für den Begriff „Wichtigkeit“.
Den weiteren Verlauf des Spiels nahm ich wie durch Nebel wahr. Das Gegentor, natürlich nach einer Standardsituation, „wie immer“. Ich fand, dass Schalke seine Sache eigentlich ordentlich machte. Dass man in einem schwachen Spiel immerhin eher das bessere als das schlechtere Team war. Aber mir fehlte jeder Glaube an einen guten Ausgang an diesem Tag. Selbst der Ausgleich vermochte daran noch nichts zu ändern.
Erst der Führungstreffer durch Nassim Boujellab ließ mich aus dieser Lethargie erwachen. Damit hatte ich nicht gerechnet! Dieses Tor brachte mir Fußball zurück, an diesem Tag, ließ das Geschehen wieder einen Wettkampf werden, bei dem das Team meines Clubs nun was zu verteidigen hatte.
Wieder mitgefiebert. Wieder gehofft. Wieder gesehen, dass es nicht an zu wenig Engagement lag. Nassim Boujellab und Suat Serdar ragten heraus, auch wenn es mehr Fußballarbeit als Fußballspiel war. Bei jedem Gegenzug das Schlimmste befürchtet, bei jeder Ecke des Gegners sowieso. So weit hat mich dieser Club längst. Doch es lief gut, diesmal. Der mutige Blick auf die von Sky eingeblendete Blitztabelle zeigte ein zusammengerücktes Tabellenende. Plötzlich schien alles nicht mehr ganz so aussichtslos, nicht mehr ganz so trostlos. Und das nach dem Uth-Erlebnis. Nach der erst gerade gefühlten Ohnmacht. Welch ein Wahnsinn!
Bis Steven Skrzybski in der Nachspielzeit einem Fährmann-Abschlag nicht entgegen ging und Augsburg den Ballgewinn ermöglichte. Bis zum Desaster dauerte es noch 12 Sekunden und ein Schalker hat den Ball nicht mehr berührt.
Wenn es nur noch zu verteidigen gilt; wenn der Trainer bereits alle defensivstarken Spieler auf den Platz gebracht hat; wenn das Team nach so vielen sieglosen Spielen in 90 Minuten den Ausfall des wichtigsten Spielers auf so schlimme Weise hinnehmen musste und das Spiel nach Rückstand dennoch drehte; wenn es sich dann in der Nachspielzeit trotzdem so leicht überlaufen, sich so simpel übertölpeln lässt und wieder sieglos dasteht; dann ist mir das schlicht unerträglich.
Foto: tomekbo
Torsten, Du hast die Gefühlsachterbahn dieser knapp zwei Stunden perfekt skizziert. Ich habe das exakt auch so empfunden. Eigentlich war das zu viel der Emotionen für ein einziges Spiel, welches einen völlig leer zurück ließ. Im allerersten Moment nach dem Ausgleichstreffer befiel mich tatsächlich ein Empfinden wie 2001 nach dem Andersson-Freistoß, auch wenn die Tragweite eine ganz andere war.
Zumindest beweist das, dass sowohl die Mannschaft als auch mein/das fanseitiges Fiebern mit ihr noch lebt.
Der Sturz von Mark Uth sah so entsetzlich aus – ich dachte, er hätte sich das Genick gebrochen.
Danach ging es mir wie dir, Torsten. Ich habe da Spiel sehr distanziert betrachtet, bis der blaue Schlumpf die Führung erzielte. Nach dem Ausgleich hätte ich weinen können.
Wir hätten den Sieg verdient gehabt.
Ich kann dem nichts hinzufügen. Ich bin nur dazu gekommen die Zusammenfassung der Sportschau zu sehen und wusste das Ergebnis und alles schon. Aber Uths Fall und vor allem sein aufschlagen auf den Boden sah richtig schlimm aus. Und – obwohl ich das Ergebnis schon kannte – war der Ausgleich wie ein Stich ins Herz und tat wahnsinnig weh. Wir müssen endlich gewinnen!!
Wieder einmal klasse zusammengefasst, Torsten. In Deiner Aufzählung fehlt lediglich, dass wir weite Strecken der 2. Halbzeit, ungerechtfertigterweise, einen Mann mehr auf dem Platz hatten. Umso ärgerlicher der späte Ausgleich. Hatten bislang eher Pech mit Schiedsrichterentscheidungen (siehe u. a. Mainz), ein Sieg hätte hier auch was das Thema anbelangt den Bock umstoßen und die Mannschaft mental stärken können. Schade.
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Mehr Arbeit lohnt sich wirklich nicht mehr….der Verfall ist irreversibel.