Schalke 04 hat mit Dimitrios Grammozis einen neuen Cheftrainer verpflichtet, der zuvor im Nachwuchsbereich des VfL Bochum und als Cheftrainer des Zweitligisten Darmstadt 98 gearbeitet hat. Um ein bisschen mehr über den neuen Mann zu erfahren, durfte ich Stephan Köhnlein ein paar Fragen stellen. Stephan ist Journalist und schreibt regelmäßig über Darmstadt 98, für kicker und für lokale Medien. Außerdem gehört er zum Team des Lilienblogs, über das ich den Kontakt mit ihm herstellen konnte.

Hallo Stephan. Bei der Vorstellungs-PK auf Schalke konnte Dimitrios Grammozis bei vielen Fans gleich punkten. Er war locker, sogar ein bisschen witzig, aber trotzdem klar. War das typisch für ihn oder hast Du ihn in Darmstadt anders erlebt?
Ich würde sagen, das war grundsätzlich typisch. Grammozis ist ein offener Typ, gerade wenn man ihn mal auf der Straße trifft, grüßt er und ist immer für einen Plausch zu haben. Als Coach bringt er den einen oder anderen witzigen Spruch, ist aber trotzdem ernsthaft und scheut keine unangenehmen Schritte. In Darmstadt hat er zeitweise Tobias Kempe ausrangiert, der sich über Jahre hinweg mit vielen wichtigen Toren um den Verein verdient gemacht hat. Als Journalist habe ich Grammozis oft etwas distanzierter und schwammiger erlebt. Auch in Hintergrundgesprächen hat er sich selten auf klare Aussagen festgelegt. Es gibt hier in Darmstadt einen altgedienten Journalisten, der alle Trainer in den vergangenen Jahren geduzt hat. Grammozis hat ihm öffentlich klar gemacht, dass er das nicht möchte.
Und wie ist das am Spielfeldrand? Eher cool oder emotional?
Ganz klar emotional. Er hat mehrfach gesagt, dass es ihn manchmal selbst noch in den Füßen juckt, wenn er die Spieler auf dem Platz sieht. Und auch im Training war er bei den Übungen mit Ball meistens dabei, auch wenn er sicher nicht mehr sein Kampfgewicht hatte.
Entscheidend ist natürlich auf’m Platz. Bei seiner Vorstellung sagte er, Schalke wäre kein Club für Tiki-Taka, da müsse man Gas geben und malochen. Viele Schalker wollen sowas hören, ich kenne aber auch einen ganze Menge Schalker, bei denen sicher sofort die Roten Lampen angegangen sind. Auch auf Schalke sehnt man sich nach gutem Fußball, denn Kämpfen kämpfen alle sowieso. Wie hast Du den Spielstil Eurer Mannschaft unter Grammozis erlebt? Wie war das am Anfang, und änderte sich das mit der Dauer seines Engagements?
Aus meiner Sicht gab es drei Phasen in Grammozis‘ Darmstadt-Zeit: Zunächst war er eine Erlösung nach der Endzeit unter Dirk Schuster, in der die Mannschaft destruktiv und mutlos gespielt hat. Unter Grammozis blühte das Team zunächst auf und zeigte, dass es aus einer soliden Defensive heraus attraktiv nach vorne spielen kann. Unvergessen der 3:2-Sieg beim Hamburger SV im März 2019 nach 0:2-Rückstand und der vorzeitige Klassenerhalt mit dem 2:1 beim Bundesliga-Aufsteiger Köln. Im Herbst 2019 gab es dann eine Krise, die Mannschaft punktete nicht mehr, spielte oft unansehnlich. Da wurde Grammozis zunehmend unsicherer. Die Ausbootung Kempes nahm er nach wenigen Wochen zurück. Es entwickelte sich schnell eine lautstarke Opposition gegen den Coach. Trotzdem hielt der Verein an ihm fest. Ende des Jahres ging es wieder bergauf. Den besten Fußball spielte die Mannschaft dann, als klar war, dass Grammozis keinen neuen Vertrag erhält. Da hat er sich auch taktisch wieder mehr getraut, nachdem er in der Krise ziemlich stoisch an einem 4-2-3-1-System festgehalten hatte.
Wenn Du nur A oder B antworten darfst, würdest Du Dimitrios Grammozis eher als einen Trainer beschreiben, der ein Tor mehr als der Gegner erzielen will (A) oder als einen, der ein Tor weniger als der Gegner (B) zulassen möchte?
Grammozis steht nicht für Hurra-Fußball. Sein Fokus liegt auf einer stabilen Defensive – also eindeutig B.
Als sich Darmstadt und Grammozis trennten hieß es, man sei sich bezüglich der Laufzeit eines neuen Vertrags nicht einig geworden. Warst Du damals der Meinung, man hätte ihm einen längerfristigen Vertrag anbieten sollen oder warst Du Dir da auch unsicher? Wie siehst Du das heute, mit dem zeitlichen Abstand? War die Trennung aus Deiner Sicht letztlich ein Fehler oder schon okay, weil sowas eben manchmal so läuft?
Grundsätzlich trennen sich berufliche Wege immer wieder mal, weil sich die Beteiligten nicht einigen können. Im Fußball sowieso. Man sollte das also nicht zu sentimental sehen. Trotzdem finde ich, dass beide Seiten beschädigt aus der Sache herausgegangen sind. Die Begründung des Präsidiums, dass man den von Grammozis geforderten Zweijahresvertrag nicht wirtschaftlich vertreten habe können, kann ich bis heute nicht nachvollziehen – vor allem, weil dann Nachfolger Markus Anfang einen Vertrag mit eben dieser Laufzeit erhalten hat. Grammozis hat das aus meiner Sicht zu Recht als fehlendes Vertrauen gesehen. Umgekehrt hat er das Angebot für mein Empfinden sehr schnell, etwas beleidigt und kategorisch abgelehnt. Ob die Trennung letztlich ein Fehler war? Die Mannschaft hat diese Saison unter Nachfolger Anfang vielversprechende Ansätze gezeigt, steht aber im Moment schlechter da als vergangene Spielzeit. Kommt also drauf an, wann beziehungsweise ob sie sich stabilisiert. Platz fünf wie vergangene Saison wird es aber sicher nicht werden. Ob Grammozis den wieder erreicht hätte, bezweifele ich aber auch.
Glaubst Du, Dimitrios Grammozis wird auf Schalke erfolgreich sein?
Schalke hat in den letzten Jahren so viele, ganz unterschiedliche Trainer verschlissen. Ich habe keine Idee, welcher Typ bei Euch funktionieren kann. In Darmstadt konnte sich Grammozis auch profilieren, weil man an ihm festgehalten hat, als es nicht so lief. Ob er die Zeit auf Schalke bekommt? Auch wenn es viele von Euch nicht gerne hören: Das Wunder Klassenerhalt traue ich ihm nicht zu. Aber für den Neuaufbau in der 2. Liga könnte er der richtige Mann sein. Vielleicht gibt es dann ja auch ein Wiedersehen mit Darmstadt – wenn die Lilien nicht selber absteigen.
Über das Lilienblog
Vier Journalisten, mit unterschiedlichen beruflichen und privaten Verbindungen zum SV Darmstadt 98, fanden Anfang 2018, dass es in der überschaubaren Medienlandschaft der Region noch Raum für ein anderes Medium mit anderen Geschichten gab. Im Herbst ging das Lilienblog online, das heute auch bei Facebook, Twitter und Instagram zu finden ist. Außerdem kuratieren die Macher die Community-App „Lilien News“, die alle frei zugänglichen Inhalte im Netz über des SV 98 bündelt.
Prima Idee und Initiative von dir, dieses Interview zu führen. Vielen Dank dafür!
Kann mich Chris nur anschließen! Gute Idee von Dir, denn bislang habe ich von Grammozis Wirken nicht so wirklich viel mitbekommen. Damit kann man sich schon mal ein etwas besseres Bild machen. Bin gespannt darauf, wie die Mannschaft morgen Abend auftreten und sich präsentieren wird und ob und was sich in den kommenden Wochen entwicklen wird.
So ist Schalke , gegen Wolfsburg in DFB -Pokal mit 2 Abräumer gespielt und gut. Wie immer die Angreifer schießen keine Tore , aber alles im Vergessenheit geraten . Heute , ist wieder die Rede , nur von schwache Defensive Serdar und der Arme Kolasinac , mit den Jüngere oder unerfahrene William , Calhanouglu oder Bozdogan dazu , auch durch Grammozis Erkenntnisse.
Wieso greift Busquens nicht ein und das ändert in Stambouli( Dreierkette)+ Kolasinac in Zentraler Mittelfeld und Oczipka als Linksverteidiger , mit Serdar etwas vorne und Calhanouglu oder William auch vorne . In Angriff Höppe ,Harit ,Raman oder Schuler könnten zum Teil eingesetzt werden?
Bei Wolfsburg fehlen einige vielleicht ,aber Letzte Woche gegen Mainz war als Zu Hause Spiel, mit den ganze Jüngere Spieler ein Tick einfacher für unsere Abwehr!
Hier liegt der Ewige Würm auf Schalke! Neu Trainer ,kein vorherige Erfahrung , der Trainer sagt , ein Zweite Spiel gegen den gleiche Gegner kann ganz anders aussehen !Logisch ,aber es kann nur ein einzige Falsche Spieler in eine Position wo der Überfordert wird schon uns wieder eine Niederlage Kosten.
Das “ Kommunikatives“ ist und bleibt schlecht bei der Trainerteam.