Rouven Schröder ist ab sofort Sportdirektor des FC Schalke 04. Auf den ersten Blick ist das eine eher schwierige Personalie für ein neues Aufbruch-Gefühl. Schröder ist kaum 04 Monate von einem Club getrennt, der erst nach seinem Abgang die Weichen wieder auf Erfolg stellen konnte. Aber Schalke 04 sortiert sich gerade neu, und vielleicht schlagen passende Positionen diesmal populäre Personalentscheidungen. Abseits der Person ist es eine Zäsur, dass Schalke gestern eine dreiköpfige „Sportliche Führung“ aus Vorstand und zwei Direktoren vorgestellt hat. Ein Schritt in die Moderne und ein Bekenntnis zur Wichtigkeit der „Knappenschmiede“.
Rouven Schröder

Kurz vor Weihnachten bat Rouven Schröder den Aufsichtsrat des FSV Mainz 05 um die Auflösung seines Vertrags. Eigentlich war vorgesehen, dass er gemeinsam mit dem zurückkehrenden Christian Heidel im Vorstand arbeiten sollte. Aber Schröder war nicht irgendein Mitarbeiter in Mainz. Nachdem er als Sportdirektor begann stieg er in den Vorstand auf, übernahm Verantwortung, führte den Club. Dass seine Arbeit durch die von Heidel, der letztlich Mainz’ aktiver Assauer ist, stark bedingt werden würde, war klar. Er entschied sich dafür, das so nicht zu wollen.
Als Vorstand hatte Schröder in Mainz vor allem mit seiner Trainerauswahl keine glückliche Hand. Als Sportdirektor hatte er sich zuvor aber einen guten Ruf erarbeitet. In ähnlicher Position arbeitete er zuvor schon in Bremen und Fürth, dort für eine Weile zusammen mit Trainer Mike Büskens und Spieler Gerald Asamoah. Nach dem Ende seiner Profikarriere arbeitete Schröder zunächst als Videoanalyst und Scout.
Zuletzt machte Mainz 05 unter Schröders Leitung keinen guten Eindruck, als Probleme mit der Mannschaft bei den Verhandlungen zu einem coronabedingten Gehaltsverzicht öffentlich wurden. Das hatte letztlich mit seinem allzu umfassenden Aufgabenbereich in Mainz zu tun, meinte 05-Insiderin Mara Pfeiffer:
Rouven Schröder verfolgt da ein wenig der Fluch der guten Tat. Weil er im Verein beginnend mit der Posse um Johannes Kaluza von Anfang an mehr Verantwortung übernommen hat, als die sportliche, schien es offenbar allen nur zu natürlich, das beizubehalten.
Ihm in der aktuellen Situation die Kommunikation mit der Mannschaft in Sachen Gehaltsverzicht zu überlassen, erweist sich dabei rückblickend als Fehler. Gerade, da er im sportlichen Alltag seit dem Ende der letzten Saison sehr eng ans Team gerückt ist, war das keine gute Lösung: Es geht dabei um mehr als Vertragsangelegenheiten, es geht um eine Ausnahmesituation des gesamten Vereins durch Corona, die es verlangt, dass der Vorsitzende mit den Spielern klärende Gespräche abseits des rein Monetären führt. Zur internen Aufarbeitung gehört, gemeinsam Trennschärfe in die jeweiligen Aufgabenbereiche zu bringen.
Eine solche Trennschärfe braucht es auch auf Schalke, wo Rouven Schröder nun wieder als Sportdirektor unter Vorstand Peter Knäbel tätig sein wird.
Sportliche Führung statt Manager
Rouven Schröder ist mehr als ein Kaderplaner und mehr als ein Manager-Assistent. Er ist fortan verantwortlich für den gesamten Lizenzbereich, das umfasst die Kaderplanung, das Scouting und auch die personellen Besetzungen in diesen Bereichen. Das ist eine komplett anderen Position, als sie Michael Reschke als „Kaderplaner“ hatte, egal welchen Titel dieser führte. Erst recht ist es nicht vergleichbar mit der Personalie Axel Schuster, von dem ich bis heute nicht sagen kann, wofür er auf Schalke eigentlich zuständig war. Für Schalke 04 bedeutet das die Abkehr von der einen, starken Person, vom Manager; hin zur Verteilung von Verantwortung. Das, was in anderen Fußballclubs seit vielen Jahren sehr normal ist, aber auf Schalke bislang noch nie so war.
Seit Rudi Assauer, dem Urtypus des Fußballmanagers, bis dato, war auf Schalke ein Mann für den Sport verantwortlich – unter Boss Clemens Tönnies, natürlich, aber das ist ein anderes Thema. Felix Magath, Horst Heldt, Christian Heidel und Jochen Schneider waren gleichzeitig Vorstand und damit als Chefs auch für Bereiche der Firma Schalke 04 zuständig, die mit Fußball wenig zu tun haben. In der sich zuletzt immer schneller drehenden Abwärtsspirale brachte das den Umstand mit sich, dass mit einem Wechsel im sportlichen Bereich stets der ganze Club ins Wanken geriet. Es war überfällig, diese Struktur zu verändern.
Schon unter Jochen Schneider sollte ein Sportdirektor engagiert und Verantwortung aufgeteilt werden. Damals wollte man Markus Krösche aus Paderborn holen, der aber lieber nach Leipzig wechselte. Am Ende glaubte Jochen Schneider, dass Sascha Riether in eine solche Rolle hineinwachsen könne. Konnte er nicht, jedenfalls nicht in der gebotenen Eile und der schwierigen Situation auf dem Berger Feld. Deshalb war auch Schneider wieder alleine für „alles“ verantwortlich und damit letztlich komplett überfordert.
Die Schalke-DNA
Tatsächlich hat Schalke aber gestern nicht nur Rouven Schröder vorgestellt, sondern in der Darstellung der Sportlichen Führung auch Mathias Schober als „Direktor Knappenschmiede und Entwicklung“ mit aufs Foto geholt. Er steht damit zumindest pro forma gleichberechtigt neben dem Direktor für den Lizenzbereich, was die Wichtigkeit der Nachwuchsarbeit auf Schalke hervorheben soll. Außerdem wurde heute Youri Mulder in den Aufsichtsrat kooptiert, das heißt er ist nun ein Aufsichtsratsmitglied, das das amtierende Gremium dazu holt und das nicht von der Mitgliederversammlung gewählt werden muss. Beides sind weitere Zeichen, dass sich der Club in der jetzigen Situation endlich auf seine Stärken besinnt. Schröder wurde von Außen ins Boot geholt, soll für neue Impulse sorgen und ein neues Netzwerk mitbringen. Das ist gut und richtig. Ansonsten hob man aber seine Profis in neue Positionen, die zuvor stets weichen mussten, wenn mal wieder neue Heilsbringer engagiert wurden.
Schober als Chef für den Nachwuchs, Mike Büskens als Co-Trainer, Gerald Asamoah als Kümmerer am Kader, Youri Mulder im Aufsichtsrat und Norbert Elgert als Ratgeber. Es gibt Fans, für die ist „Schalke-DNA“ ein Trigger-Begriff. Nur weil jemand Schalker sei … beginnt dann die Argumentation, und dass man Know How von Außen bräuchte. Das stimmt sicher auch alles. Aber den Gedanken, Schalkes Probleme rührten daher, dass man im eigenen Saft dümpeln würde, halte ich für Kokolores. Meines Erachtens ist es vielmehr so, dass man in der jüngeren Vergangenheit seine eigene Identität bis zur Unkenntlichkeit verkümmern ließ, indem man den Blick grundsätzlich nur nach Außen richtete, und seinen eigenen Leuten keine Verantwortung zutraute. Peter Knäbels Ausführungen als Vorstand lassen darauf hoffen, dass ein Umdenken stattgefunden hat, und dass diese Besetzungen aus den eigenen Reihen nicht nur den fehlenden finanziellen Mitteln für Leute von Außen geschuldet waren. Das wäre gut. Denn Schalke braucht ein neues Wir, und mit dem Fußball geht auf Schalke immer alles los.
Foto: commons.wikimedia.org
Für mich alles gute und nachvollziehbare Personalentscheidungen. Ob sie schlussendlich zünden und uns wieder in eine positivere Zukunft führen, kann sowieso nur die Zukunft zeigen. Eine Garantie dafür gäbe es auf Schalke aber eh nicht, egal welcher vermeintliche Heilsbringer stattdessen verpflichtet worden wäre. Im Zweifel haben wir sie noch alle klein bekommen, egal ob Trainer oder Manager, egal ob mit oder ohne Schalke-Vergangenheit.
Ein für mich sehr schönes Zeichen sind für mich die Begleitumstände der letzten Personalentscheidungen. Weder bei Latza und Terodde, noch jetzt bei Schober, Schröder und Mulder gab es vorher auch nur den Hauch eines Gerüchts in der Presse. Das alleine und auch die Kommunikation der jeweiligen Entscheidungen lässt mich schon ein wenig positiver in die Zukunft blicken. Es gefällt mir zumindest ungemein!
Ok, das alles ist keine Garantie für irgendwas. Aber die gibbet auf Schalke ja eh nicht. ;-)
Natürlich gibt es in den Fanforen schon wieder ein großes Geschrei über Schröder, dass Mainz mit ihm abgestiegen wäre, usw. Was mich beeindruckt, sind seine Transfers, die er bei Mainz getätigt hat. Abdou Diallo, Jean-Philippe Gbamin, Jhon Cordoba und Yunus Malli wurden unter ihm relativ günstig gekauft und dann teuer verkauft. Sie brachten zusammen über 80 Millionen Euro.
Natürlich werden solche Summen bei einem Zweitligaclub wie Schalke keine Realität werden, aber vielleicht gelingt es Schröder ja, die teuren Lustlosen von der Payroll zu bekommen. Das wäre schon ein enormer Erfolg.
Aber besonders bemerkenswert scheint mir tatsächlich, dass Knäbel die Verantwortung für den sportlichen Bereich nicht allein übernimmt, sondern ein Team installiert. Darauf mussten wir lange warten. Meiner Meinung nach geht es nämlich nicht nur um den Austausch der handelnden Personen, sondern auch um andere Handlungsweisen.
Knäbel hat das wohl begriffen. Bisher macht er in meinen Augen sehr vieles richtig.
Letztlich hängt natürlich vieles am Trainer. Aber fairerweise sollte man Grammozis erst beurteilen, wenn er ein paar Zweitligaspiele gecoacht hat.
Ich bin jedenfalls ziemlich neugierig und verhalten optimistisch. Schalkerin eben.
Dass es bei Schalke an professionellen Strukturen in der sportlichen Führung fehlte, war nicht zu übersehen. Sowohl in der Einkaufspolitik, der Belastungssteuerung, Auswahl des Trainers wie auch Einbindung der Knappenschmiede gab und gibt es deutliche Defizite.
Vor diesem Hintergrund erscheint es nur konsequent, hier die Strukturen zur professionalisieren. Ob die jetzt hierfür berufenen Personen die richtigen sind, kann man als Außenstehender nur schwerlich beurteilen, es ist aber zu hoffen.
Ich bin aber die Auffassung, dass man in der jetzigen Situation den sich abzeichnenden Neuanfang und Weg zu modernen Strukturen unvoreingenommen begleiten und nicht sofort bei zu erwartenden Rückschlägen nach personellen Veränderungen rufen sollte.
Ein Aufbau neuer Strukturen benötigt Zeit – schön ist, dass die entsprechenden Schritte eingeleitet wurden. Wenn es nun gelingt, eine nachhaltige Entwicklung an die Stelle des zuletzt gezeigten blinden Aktionismus zu setzen, besteht durchaus Anlass zur Hoffnung.
Ich wünsche der neuen sportlichen Führung viel Erfolg und uns Fans die notwendige Geduld !!!
Glückauf
Ok ich übernehme dann gerne mal den „Kokolores“ Teil.
Die neuen sportlichen und organisatorischen Veränderungen
möchte ich nicht kommentieren. Da gibt es bei mir einfach mal
einen Vertrauensvorschuss und ich werde das Ergebnis dann
gerne in einem Jahr bewerten. Aber damit komme ich schon
zum Punkt, was macht ein „Kümmerer am Kader“ denn so?
Oder wie Gerald Asamoah auf der Webseite des Vereins offiziell
benannt wird, Koordinator der Lizenzspielerabteilung.
Das macht er ja jetzt schon etwas länger und mir fehlt inhaltlich
die Sinnhaftigkeit dieser Position, vor allem vor dem Hintergrund
der neuen Zugänge im Bereich der sportlichen Führung.
Der liebe Gerald ist mir in seiner Kümmerer Funktion auch nur
ein einziges Mal aufgefallen, nach dem Schlusspfiff in Bielefeld
als die Sache durch war mit seinen weinerlichen Kommentaren.
Brauchen wir echt einen Charly Neumann Ersatz?
Das weiß ich tatsächlich nicht, was alles zu Gerald Asamoahs Aufgabenbereich gehört. Aber nur weil ich / weil Du das nicht weißt, heißt das ja nicht, dass er nichts tut.
Moin Moin!
Habe gerade in einer Dokumentation gesehen, dass Torsten wieder/noch den Königsblog schreibt.
Very nice! War früher ein treuer Leser und bin es ab heute wieder :)
Zu Schröder:
Die Transferentscheidungen aus der Vergangenheit lassen zumindest bei mir etwas Hoffnung keimen. Bei Mainz lag er oft richtig und noch dazu mit Mehrwert für den Verein. Lieber Herr Schröder: bitte so weitermachen :)
Zum neuen Finanzvorstand:
Sie habe wohl die Entscheidungen der Vergangenheit mitverantwortet und noch mehr. Ok, klingt nicht so toll…. Aber lassen wir Sie mal machen, aber mein Bauchgefühl sagt mir: Da hätte eine externe Lösung uns vielleicht mehr als gut getan.
Zum Herrn Knäbel:
Wer in der Vergangenheit im Rücken vom Vorstand Schneider mit Spieler verhandelt der hat für mich jede Glaubwürdigkeit verloren. Unfassbar! Und jetzt grinst er in jede Kamera… mein Bierbauch sagt da: Das geht gar nicht…
Und die Trainerwahl scheint mir hier auch sehr unglücklich verlaufen zu sein. Grammozis ist nicht der Fachmann dem ich den Aufstieg zutraue… Gut, er kennt die Liga ( großes Plus), er kennt die Mannschaft ( mittleres Plus) und scheint ein guter Typ zu sein (einfaches Plus). Aber nun muss er liefern. Hoffen und wünsch ihm das Beste! Aber mein aus in der Quarantäne stark gewachsener Bierbauch sagt: Bis Weihnachten ist er nicht mehr in GE.. you can quote me …
We will see!
Glück auf!
Der Thomas