Die Mitgliederversammlung des FC Schalke 04 hat einen neuen Aufsichtsrat gewählt. Axel Hefer ist der erste gewählte Aufsichtsratsvorsitzende nach Clemens Tönnies, der dieses Amt von 2001 bis 2020 inne hatte. Das ist per se eine Zäsur. Wie viel anders, wie viel besser Schalke 04 unter dem neuen Aufsichtsrat zu werden vermag, wird die Zukunft zeigen.
Ein Jahr und zwei Wochen ist es her, dass Clemens Tönnies von seinem Amt zurücktrat. Irgendwann wird man sagen, dass sich Schalkes Gremien nach diesem Rücktritt sehr schnell sehr verändert haben. Unter den gewählten Mitgliedern des Aufsichtsrats gibt es mit Peter Lange nur noch einen »Weggefährten Tönnies’«. Der Ehrenrat wurde komplett neu besetzt. Die unter Tönnies agierenden Vorstände sind ebenfalls alle weg.
Dass Alles neu werden müsse, dass sich Alles verändern solle, war der Wunsch vieler Schalker. Man mag einwerfen: Diesen Wunsch gibt es immer und überall, wenn ein Fußballclub keinen Erfolg hat. Was Schalke 04 bis zuletzt erlebte, war aber eben nicht nur »kein Erfolg«. Schalke ist wirtschaftlich am Boden. Man hat kaum vorstellbar schlechten und erfolglosen Fußball gesehen. Auftritte von Vorständen waren Possenspiele. Die Kommunikation war katastrophal. Es waren keine Werte mehr zu identifizieren, für die Schalke 04 stehen soll. Immer wieder gab es Meldungen über ein schlechtes Arbeitsklima innerhalb des Vereins.
Das alles hat sich über Jahre entwickelt. Das alles waren die Ergebnisse des Handelns und der Führung des »Boss’« Clemens Tönnies, vieler Aufsichtsräte an seiner Seite, verschiedener Vorstände. Das alles ist ab heute nicht besser. Trotzdem war der Austausch der handelnden Personen eine Voraussetzung dafür, dass man nun auf Veränderungen hoffen darf.
Hoffen auf vernünftiges Wirtschaften, auf mehr »Sein« als »Schein«. Hoffen auf ein kollegiales Miteinander im Aufsichtsrat und unter den Vorständen. Hoffen darauf, dass der Verein sich selbst wiederentdeckt und weiterentwickelt, feststellt wer man ist und wie man sein will, und sein Handeln danach ausrichtet. Hoffen auf eine neue Schalke-Kultur und natürlich auf sportlichen Erfolg. Am liebsten gleich mit dem amtierenden Trainer und unter dem aktuellen Sportdirektor. Am liebsten gleich Freitag, gegen den HSV. Ma’kucken.
Meine Kandidatur für den Wahlausschuss
… ist gescheitert. »Falling short« würde man im Baseball sagen, vier Kandidaten waren zu wählen, ich wurde Fünfter.
Der Entschluss zur Kandidatur entstand spontan. Den Gedanken an sich hatte ich schon früher. Aber erst Ende Januar, als es auch sportlich endgültig dem Abstieg entgegen ging, brach das Gefühl durch, dass es jetzt sein muss; dass ich mich einbringen will, mithelfen will, dass es wieder besser wird. Innerhalb einer Woche bekam ich die notwendigen Erklärungen von Unterstützern und reichte meine Bewerbung ein, einen Tag vor dem Anmeldeschluss am 1. Februar.

Das durchzuziehen und die Folge, bei dieser wichtigen Mitgliederversammlung am Rednerpult gestanden zu haben, haben mir viele Erfahrungen beschert, die ich fast ausnahmslos als positiv verbuchen kann. Natürlich war ich zunächst ein bisschen enttäuscht, als bei der Ergebnisverkündung auch der vierte Name nicht meiner war. Aber es fühlte sich trotzdem ziemlich gut an, in einer Rede »vor meinem Verein« meine Meinung zu vertreten und von Applaus unterbrochen zu werden. Es war schön, trotzdem gutes Feedback erhalten und viel Unterstützung und Zuspruch erfahren zu haben. Und es war toll, als bekennender »Mitgliederversammlungs-Fan« bei diesen beiden besonderen Veranstaltungen, der Online-MV am 13.06. und der außerordentlichen MV am Samstag, mittendrin gewesen zu sein.
Für mich war Samstag ein guter Tag. Ich glaube das gilt auch für Schalke 04.
Fotos: Marcel Witte, Sebastian Schreiber
Respekt, Torsten. Für Deinen Entschluss, Dich einzubringen, und dafür, wie Du es jetzt einordnest.
Schöner, hoffnungsvoller Beitrag, Torsten. Und auch wenn ich es mit anderen Farben halte als blau, wünsche ich Dir und S04 nur alles Gute. Ihr fehlt in der Bundesliga.
Toller Text, Torsten. Wenn alle Beteiligten mit persönlichen Niederlagen so umgehen wir Du, gehts mit Schalke wieder aufwärts.