An einem wundervollen Abend für einen Heimsieg kommt Schalke nur zu einem 1:1 gegen den FC Erzgebirge Aue. Ein Spiel, an dem die Stärken und Schwächen der Blauen gut abzulesen waren.

Eine Anstoßzeit von 18:30 Uhr an einem Wochentag kann Stress auslösen. Erst recht, wenn man auf Grund von Coronamaßnahmen angehalten wird, ein Einlasszeitfenster zwei Stunden vor dem Anpfiff zu nutzen. Aber im August steht zu dieser Zeit die Sonne noch hoch, und es war ein Sommerabend wie gemalt: Ein lichtdurchflutetes Stadion. Ein sattgrüner Rasen. So angenehme Temperaturen, dass nirgends Jacken die vornehmlich blau und weißen Oberteile der gutgelaunten Zuschauer verdeckten. Durch die Belegung der Sitze unter Einhaltung von Abstandsregeln waren überall Menschen, egal in welche Ecke man schaute. Auch wenn nur ein drittel der Plätze belegt war, fühlte es sich doch toll an.
Auch das Spiel fühlte sich zunächst toll an. Um das Geschehen zu erklären mag ich aber »hinten anfangen«, in der schwachen zweiten Halbzeit. Auch in dieser Hälfte hatte Schalke einige gute Chancen. Auch in dieser Hälfte hatte Schalke mehr Ballbesitz als der Gegner. Und doch fehlte es an Spielfluss. Es fehlte an Kompaktheit. Ausgelöst wurde das alles dadurch, dass Aue seine Pressinglinie vorschob und Schalke darauf nicht reagierte.
Nach der Pause gab Aue die eigene Kompaktheit auf und versuchte, Schalkes Abwehrreihe zu beschäftigen. Dieser fehlten Mal um Mal die Mittel, den Ball spielerisch aus der eigenen Hälfte zu bringen. Vor allem waren aber die Räume zu weit. Die »offensive Mittelfeldreihe« der Blauen wollte partout offensiv bleiben. Zalazar (später Idrizi), Drexler und Mikhailov kamen nicht zurück, schlossen diese Lücke nicht. Im weiten Feld zwischen ihnen und Thiaw/Kaminski war Victor Pálsson hoffnungslos alleine und überfordert. So wurde aus der zweiten Hälfte ein »offenes Spiel«, bei dem Schalke häufig den Ball hatte – aber eben zu häufig sehr weit weg von des Gegners Tor, bei dem Schalke gute Situationen nicht nutzte – wenn der Ball mal vorne war, und bei dem Aue viel zu viel Platz zwischen Schalkes Reihen hatte, aus dem sie viel zu leicht gefährlich werden konnten.
Während die zweite Hälfte Schalkes Schwächen gegen hohes Anlaufen offenbarte, zeigte die erste Hälfte, dass Schalke einen tief stehenden Gegner durchaus geeignet bespielen kann. Aue zeigte Respekt vor Schalkes Offensive und wollte eng bleiben. Trotzdem kam Schalke immer wieder gefährlich in Aues Strafraum. Auch das Gegenpressing funktionierte, das Spiel fand in der ersten Halbzeit hauptsächlich in Aues Hälfte statt. Grammozis’ Umstellung der Formation auf eine Viererkette war gegen die zunächst tiefstehenden Auer eine gelungene Idee.
Am Ende war Schalke aber nur halbgut und scheiterte daran, sein Spiel an den nach der Pause anders agierenden Gegner anzupassen. Für den Spielaufbau gegen einen hoch anlaufenden Gegner wird sich Dimitrios Grammozis was einfallen lassen müssen. Vermutlich schon bis nächste Woche, die Probleme der Blauen waren zu offensichtlich, als dass es Regensburg nicht auch so versuchen wird. Aber ma’kucken.
Guter Blick auf das Spiel. Lese deine Analysen immer gerne.
Zeigt evtl. auch, dass Zalazar ein guter Kauf war (finde ich) aber nicht die Lösung für den Ausfall unseres Kapitäns.
Drei Ligaspiele, zwei Enttäuschungen. Noch nicht so schlimm wie die vorhergehenden 1,5 Saisons, aber ein bisschen mehr Balsam für die Seele dürft’s irgendwann bitte schon sein.
Ja, ich denke, wenn ich mal den Ball des Vorschreibers aufgreife, dass unser durch den Ausfall von -latza insbesondere auch ein Taktgeber im MF fehlt, der solche zu weit auseinandersetzenden Reihen dann vielleicht auch mal anders dirigiert, als das am Freitag geschehen ist. Aber man darf auch nicht vergessen, dass wir zu dem Ausfall auch noch eine komplett neu zusammengestellte Mannschaft haben. Ich denke, da müssen sich trotz Vorbereitung noch Mechanismen und Automatismen einschleifen.