Schalke verliert sein Auswärtsspiel bei Jahn Regensburg, 1:4 hieß es am Ende. Die Blauen wollten wie eine Spitzenmannschaft agieren, waren aber nicht gut genug. Das Kampfspiel, das Regensburg forcierte, nahm Schalke nicht an; und ging entsprechend verdient unter.

Kämpfen gehört im Fußball dazu. Dass sich eine Mannschaft reinhängt, alles gibt, ist die Grundvoraussetzung für jeden Erfolg. Dass man sein Team kämpfen sehen will, oder gar »Malochen«, wie es auf Schalke gerne heißt, mag man als geneigter Fußballfan nicht mehr hören. Man will Schalke spielen sehen. Man will guten Fußball sehen, denn kämpfen können alle.
Sehr starke Mannschaften, wie zum Beispiel die des FC Bayern, laufen regelmäßig weniger als ihre Gegner. Sie lassen Ball und Gegner laufen. Sie haben derart passsichere und pressingresistente Spieler, dass sie sich aus engen Situationen mit wenigen direkten Pässen herausspielen können. Sie formieren sich weniger eng und nutzen ihrerseits mit schnellen Pässen und Seitenwechseln den Platz auf dem Feld, der sich zwangsläufig ergibt, wenn der Gegner zu konzentriert auf engem Raum agiert.
In Regensburg war der SSV Jahn die Kampfmaschine, die Räume eng machte und konzentriert auf engem Raum agierte. Schalke war ein Team, das sich weiter formieren und mit Pässen die Enge umspielen, den freien Raum nutzen wollte. Aber Schalke scheiterte am Können, war nicht das Team, das es dazu brauchte.
Um den Schwierigkeiten im Rückraum beim Offensivpressing des Gegners zu begegnen, wie es in der zweiten Hälfte gegen Aue zu sehen war, hatte Trainer Dimitrios Grammozis reagiert und im Spielaufbau Rodrigo Zalazar neben Victor Pálsson beordert. Das funktionierte auch nicht schlecht, aber Schalke bot eben mehr Angriffspunkte. Fast überall auf dem Platz, von der 8. bis zur 90. Minute, war Regensburg in Ballnähe in der Überzahl. Das forcierte Fehler der Blauen und führte zu guten Umschaltsituationen für den SSV Jahn. Das motivierte Heimmannschaft und Publikum und zermürbte Schalke 04.
Wir haben eine Art und Weise festgelegt, wie wir Fußball spielen wollen. Wenn Gegentore passieren sagt man immer schnell »Er soll lieber den Ball nach vorne hauen«. Aber davon bin ich kein Fan. Wenn wir uns dafür entscheiden, dass wir auch dann, wenn der Gegner uns zustellt, von hinten raus Optionen für einen Spielaufbau schaffen wollen, müssen wir leider auch damit rechnen, dass Fehler passieren.
Dimitrios Grammozis in der Pressekonferenz nach dem Spiel
Das sagte Trainer Dimitrios Grammozis bezogen auf die Szene, die zum ersten Gegentor führte. Als Ralf Fährmann, statt weit abzuschlagen, den Ball kurz auf Malick Thiaw spielte. Als der, statt den Ball nach Außen, auf Thomas Ouwejan weiterzuleiten, ins Zentrum auf Florian Flick spielte. Und als der, von zwei Regensburgern unter Druck gesetzt, den Ball verlor. Die Aussage des Trainers ist nachvollziehbar und meines Erachtens komplett richtig. Es ist richtig, das Fußballspiel verbessern zu wollen. Es ist richtig, nach einem Fehler nicht alles über den Haufen zu werfen. Aber bezogen auf das gesamte Spiel, auf die Defizite im Passspiel und der Klarheit unter des Gegners Druck, muss Dimitrios Grammozis die Frage beantworten, wie sich seine Mannschaft helfen soll, wenn Plan A nicht funktioniert. Auch wenn man nicht in Plan B zurückfallen möchte, braucht es dann doch zumindest einen Plan A2.
Wenn die Mannschaft die geplante Spielweise in 60 Minuten nicht auf den Rasen bringt und der Gegner 2:0 führt ist es unwahrscheinlich, dass man ohne Veränderungen in den letzten 30 Minuten das Spiel dreht. Wie Schalke agierte, mit dauernder Unterzahl in Ballnähe, wirkte die Mannschaft nicht als Einheit, nicht als ein Team, das sich gegen die Niederlage stemmte. Die Kombination aus offen spielen wollen, es aber nicht hinzubekommen, forciert am Ende wieder die Rufe nach dem Kämpfen, dem Malochen, so falsch sie auch sind.
Schalkes neue Mannschaft und Trainer Dimitrios Grammozis haben ihre passende Spielweise noch nicht gefunden. In den nächsten Spielen ist eine nötig. Auch gegen Düsseldorf, aber vor allem gegen Paderborn und den Karlsruher SC.
Interessante Analyse. Die offensive Aufstellung scheitert an dem fehlerhaften Aufbauspiel und der fehlenden Kompaktheit in der Defensive. Und schon läuft man hinterher, kommt nicht in die Zweikämpfe und sieht insgesamt Scheiße aus. Wenn dann nächste Woche der Kader steht, sollte Stück für Stück die Lernkurve (wahrscheinlich im Zickzack) nach oben gehen. Um die Nerven der Fans ist es nach drei Katastrophen-Halbjahren natürlich nicht zum Besten bestellt. Glück Glück auf auf…