Nach schwachem Auftritt auf St. Pauli: Schalke am Scheideweg

Schalke verliert 1:2 beim FC St. Pauli. Dabei waren die Blauen unterlegener als es das knappe Ergebnis aussagt. In den kommenden zwei Wochen bis zur Winterpause spielt Schalke nun gegen Nürnberg und den Hamburger SV. Zwei Clubs, mit denen man gemäß der aktuellen Tabelle auf Augenhöhe sein sollte. Diese beiden Spiele haben das Potenzial, der Saison des FC Schalke 04 den weiteren Weg zu weisen.

Beinahe hätte Schalke auf St. Pauli noch einen Punkt geholt. Die Abseitsstellung Pieringers war knapp. Es wäre grandios gewesen, mit Thomas Ouwejans Schuss einen Punkt zu bejubeln. Diese Mannschaft hält zusammen, kämpft, gibt nie auf. Trotzdem bleibt festzustellen, dass Schalke 04 am Samstag schlechten Fußball gezeigt hat. Selbst die Schlussphase, in der das Spiel endlich häufiger in St. Paulis Hälfte stattfand, war eher dem nachlassenden Pressing der Heimmannschaft geschuldet, als einem irgendwie besser agierenden Team in Blau-Weiß.

Schalke musste ohne Simon Terodde und Marius Bülter antreten. Das schwächt die Durchschlagskraft dieses Teams erheblich. Trotzdem können diese Ausfälle nicht als Entschuldigung dafür gelten, dass Schalke in diesem Spiel kaum mal drei Pässe in Folge auf den Platz bekommen hat. Es gelang kaum mal, das Pressing des Tabellenführers zu umspielen. In der gegnerischen Hälfte boten sich dem ballführende Spieler kaum Anspielstationen. Die vermeintliche Lösung waren viele hohe Bälle. Hohe Bälle aus der Abwehr, um dem Pressing zu entgehen. In des Gegners Hälfte hohe Bälle ins Zentrum, in der Hoffnung dass ein Mitspieler den Ball behaupten würde. So sehr Schalkes Elf kämpferisch auch eine Mannschaft war, spielerisch war sie es nicht. Gefährlich wurde Schalke nur durch Zufall – wie bei der großen Chance Zalazars in der ersten Hälfte – oder durch Einzelleistungen. Rodrigo Zalazar spulte ein überragendes Pensum ab und Thomas Ouwejans Flanken sind, wenn er denn zuvor zur Grundlinie durchkommt, immer gefährlich. Aber geeignete Laufwege und die Organisation eines gemeinsamen Spiels können solche Aktionen nicht ersetzen.

Gegen Sandhausen sah das alles viel besser aus. Aber Sandhausen ist eben auch ein stark abstiegsbedrohtes Team in dieser Zweiten Bundesliga. Gegen die Clubs der Tabellenplätze 11 bis 18 hat Schalke verlässlich gepunktet. In 8 Spielen kam man auf 7 Siege und ein Remis gegen Aue. Gleichzeitig ist Schalke aber gegen die Clubs der Tabellenplätze 1 bis 10 regelmäßig gescheitert. Auch wenn das Remis in Bremen in der Entstehung unfassbar ärgerlich war, es blieb nur ein Punkt, und wirklich besser war man gegen Werder auch nicht. Gegen Paderborn gewann Schalke 1:0. Aber 6 von 8 Spielen gegen die »oberen Clubs« haben die Blauen verloren.

Das Spiel gegen Nürnberg, am kommenden Freitag, ist das letzte Spiel der Hinrunde. Acht Tage später folgt, noch vor der vierwöchigen Winterpause, der Rückrundenauftakt gegen den Hamburger SV. Beide Clubs stehen in der oberen Tabellenhälfte. Hamburg sammelte bislang 26 Punkte, wie Schalke, Nürnberg einen Punkt mehr. Heute steht Schalke in der Tabelle in Schlagdistanz zur Spitze. Zwar auf Rang 8, aber nur 3 Punkte hinter Darmstadt auf Platz 2. Nun gilt es für Schalke sich zu behaupten.

Keine Frage, noch ist eine ganze Rückrunde zu spielen und die Zweite Liga hat in der jüngeren Vergangenheit wilde Geschichten geschrieben. Aber falls man in den nächsten beiden Spiele so planlos agiert wie auf St. Pauli, falls sich Schalke gegen die vergleichsweise besseren Clubs der Liga weiter so schwer tut wie bisher, falls man dieses Bild jetzt nicht korrigiert bekommt, falls man also auch gegen Nürnberg und Hamburg verliert, droht zu Weihnachten ein Rückstand von 9 Punkten zu den Aufstiegsplätzen. Dann bräuchte es schon ein mittleres Wunder, um diese Saison noch feiernd beenden zu können.

Foto: Oliver Roos

3 Thoughts

  1. Man kann sagen, auch viele Spitzenclubs sind (zu) abhängig von einzelnen Spielern (BVB Haaland). Doch dann geht es meist um Titel und die Gefahr, ins Mittelfeld abzurutschen. Bei Schalke geht es um mehr, den notwendigen Aufstieg ins Oberhaus. Was mir echt Bauchschmerzen macht: dass Spieler von Schalke II auflaufen (müssen). Erinnert mich an frühere Zeiten, in denen ich mich an Wochenenden noch auf Landesliga-Spielplätzen tummelte und es normal war, mit Spielern aus der Zweiten mal schnell aufzufüllen. Das ist sooo Amateurklasse.

    Ich habe jetzt nach langer Zeit endlich mal wieder drei Spiele in Folge iin Gänze schauen können. Und ein Spiel mit Darmstadt – da liegen leider Welten dazwischen.

  2. Habe es schon wiederholt gesagt, es ist einfach keine spielerische Entwicklung zu sehen. Nach einem halben Jahr ist das für das gesamte Trainerteam eine Katastrophe. Dies gilt auch für Mike Büskens.
    Dabei ist aus den Spielern viel mehr rauszuholen. Es fehlt einfach an Spielideen aus dem Mittelfeld.
    Mit einer 3-Kette und einem limitierten Palsson kann man kein Spiel aufziehen. Dies sehen doch fast alle Zuschauer so, nur das Trainerteam nicht.

  3. @MAGsein

    Der Sturm ist vergleichsweise dünn besetzt, das stimmt. Und natürlich ist es für Schalke eine kleine Katastrophe, wenn Terodde und Bülter gleichzeitig ausfallen. Das ist aber letztlich dem engen Budget geschuldet, denke ich.

    @B. Robering

    Ich denke nicht, dass es an der Formation liegt. Gegen St. Pauli war auch dieser Mannschaftsteil nicht so stabil wie in anderen Spielen zuvor, aber die 3er-Kette + 6er davor brachte doch insgesamt eine stabile Defensive und setzte gleichzeitig Ouwejan und Aydin/Ranft als Offensivspieler frei. Gerade Ouwejan hat seine Stärke vorne und würde in einer Viererkette sehr viel mehr an Defensivaufgaben gebunden sein.
    Letztlich kann man mit allen Systemen offensiv spielen. Es ist eine Frage der Spielweise und der Laufwege. Gegen St. Pauli passte da einiges nicht, fand ich. Da waren im Ballbesitz die Abstände oft zu groß und entsprechend die Anspielstationen zu wenig. Das hat in anderen Spielen aber auch schon besser funktioniert. Ich halte es für schwierig, zu urteilen, wie weit Schalke sein müsste. Aber klar: Um gegen Nürnberg und Hamburg zu bestehen, müssen sie besseren Fußball spielen.

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