Alles scheint möglich, wenn …

Im ersten Rückrundenspiel erreicht Schalke 04 ein 1:1 beim Hamburger SV. Ein Spiel, dem zwei Punkte fehlten, das Schalke aber trotzdem mit einem guten Gefühl in die Winterpause schickte. Das ist viel wert, auch wenn längst nicht abzusehen ist, mit welchen Gefühlen diese Saison in 2022 enden wird.

Saison 2021/22, 18. Spieltag: Hamburger SV – Schalke 04 1:1

Es hätte schlicht nicht passender kommen können, um das Jahr des FC Schalke 04 gleichsam abzuschließen wie zusammenzufassen, als mit diesem Remis gegen den HSV. Dieses Spiel hatte alles und bot alles, anzuschauen, zu interpretieren, zu ärgern und zu hoffen.

Gleich zu Beginn der Rückschlag. Kalt erwischt, nachdem man nach dem guten Spiel gegen Nürnberg dem Anpfiff vorsichtig optimistisch entgegen schaute. Plötzlich war Fußball wieder so simpel, dass der eine freistehende Gegner beim Eckball genügte, um die gute Laune wegzuwischen. Gleichzeitig war Fußball aber auch nicht simpel genug, als dass Fernschüsse aus allen Lagen eine Mannschaft im Jahr 2021 automatisch gefährlich lassen werden würde. Fernschüsse sind 90er, sind #Belaliga. Man schaut sich das gerne an, träumt von Strahl in den Winkel. Im Heute ist solches Geballer aber eher ein Zeichen von fehlender Struktur im Angriffsspiel als besonders erfolgversprechend.

Nach der Pause schloss Schalke deutlich seltener verfrüht ab, versuchte häufiger in den Strafraum zu kommen und konnte so den Druck deutlich erhöhen. Damit bewies dieses Team im Kleinen des einen Spiels die Lern- und Entwicklungsfähigkeit, die auch für die ganze erste Hälfte der laufenden Saison das Positivste, das am ehesten Hoffnung schürende war. Ein weiterer Beweis war, dass das Umspielen des Pressings des HSV bemerkenswert gut gelang.

Im Laufe des Spiels musste Hamburg seine Pressingzone immer weiter zurückziehen, weil Schalke zuverlässig hinter diese Zone kam und dort viel Platz fand. Das Spiel gegen ein aggressives Anlaufen war zu Beginn der Saison ein großes Problem der Blauen. Wer sich die Mühe machen mag, sich noch mal Sequenzen der ersten Spiele anzuschauen – Vereinsmitglieder und Abonnenten können das per Schalke TV jederzeit tun – oder wer ein gutes Erinnerungsvermögen hat, dem springt der Unterschied förmlich ins Gesicht.

Schalke war besser als der HSV und hätte den Sieg verdient gehabt. Schalke hatte mehr Chancen, war besser organisiert, agierte beeindruckend intensiv und ließ auch nie nach. Es fehlte lediglich in gewissen Offensivaktionen an Klarheit, wenn es eng wurde, kurz vor oder im Strafraum des HSV. Vielleicht fehlte aber auch nur Simon Terodde.

Das Fazit zum Fest

In dieser Saison 2021/2022 ist Schalke 04 wieder eine Mannschaft. Ein Team mit einem guten Spirit, mit viel Einsatz und guter Kondition. Dass das nicht selbstverständlich ist, hatten die 18 Monate vor dieser Saison gezeigt. Dass das heute so ist, obwohl da im Sommer ein komplett neuer Kader auf die Wiese gestellt werden musste, ist sehr beachtlich und sicher jenseits von Normal.

Zu Saisonbeginn war Schalke darauf bedacht, die Defensive zu stabilisieren und zog sich nach einer Führung eher zurück, um sie über die Zeit zu bringen. Zur Mitte der Hinrunde war die Defensive so stabil, dass man damit Spiele gewann. Viermal in Folge blieb man ohne Gegentor und fuhr dabei 12 Punkte ein, obwohl das Offensivspiel im Zweifel eher eindimensional auf Thomas Ouwejans Flanken- und Simon Teroddes Abschlussstärke setzte. Mittlerweile spielt Schalke offensiv variabler und hört damit auch nach einer Führung nicht auf.

Ist die neue Variabilität nun gewollte Entwicklung oder ergab sich das eher zufällig, aus der Situation, dass sich Simon Terodde und Danny Latza verletzten? Churlinovs Stärke im Eins gegen Eins fügte Schalkes Angriff ein neues Element hinzu. Blendi Idrizi agierte zuletzt als eine Art zweiter 10er neben Rodrigo Zalazar, was Schalkes Spiel gut tat. Zuvor war die Statik eine andere. Dominick Drexler wich häufig auf den Flügel aus, Danny Latza agierte weniger offensiv. Schalke bespielt nun den ganzen Platz, der Kader erscheint plötzlich breiter aufgestellt. Aber wird Schalke, wird Dimitrios Grammozis diese Spielweise auch weiterentwickeln, wenn Latza, Drexler und Terodde wieder dabei sind?

Die Elemente sind alle da, sie waren alle in der Hinrunde zu sehen: Individuelle Klasse, eine starke Defensive, mannschaftliche Geschlossenheit und zuletzt eine variable Spielweise. Das zusammenzubekommen ist die Aufgabe der Rückrunde. Wenn das gelingt, ist alles möglich. Wenn nicht, in die andere Richtung blöderweise auch. Schalke ist fünf Punkte von Platz 2 entfernt, ebenso wie von Platz 10.

Ma’kucken.

Foto: Marc-Olivier Jodoin

One thought

  1. Es erstaunt mich immer wieder zu welchen Verrohungen es im Fussball gekommen ist. S. gestern in Duisburg…Oder die Bezeichnung des Gegner als Zitat PISSVEREIN….da muss man sich echt nicht wundern wenn hinterher die Fans die Mannschaft am Stadion stellen und dem Co-Trainer in den Hintern treten.

    Ich prophezeie einfach mal das sowohl der HSV als auch Schalke NICHT aufsteigen werden.

    Die Offensivabhängigkeit von EINEM 33 jähriges Spieler finde ich in der heutigen Zeit erstaunlich und erschreckend zugleich…nach 1-2 nicht guten Spielen wird wieder am Trainer rumgemäkelt, zudem lässt die Finanzsituation keine großartigen Kaderveränderungen zu….die Gehaltskürzung im Verein trägt auch nicht gerad zur Beruhigung bei.

    Ob der Aufstieg in Saison 22/23 gelingt belibt abzuwarten…ausgehend von der Dauer der Lockdowns 4-xxx und der daraus möglichen Kaderveränderungen bzw. Spielereinnahmen (Harit usw.)

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