Zu wenig Fußball: Schalke stellt Grammozis frei

Nach der 3:4 Niederlage gegen Hansa Rostock hat Schalke 04 seinen Cheftrainer Dimitrios Grammozis freigestellt. Der Fußball war schon länger nicht gut. Zuletzt blieben auch die Punkte aus. Nun wollen die Verantwortlichen durch diesen Schritt einen Impuls setzen, der die Mannschaft noch mal ins Aufstiegsrennen zurückbringen soll.

Wer Dimitrios Grammozis am Spielfeldrand beobachtete, sah einen dauernd coachenden Trainer, einen Mann mit vollem Einsatz. Ständig versuchte er seine Spieler auf unbesetzte Räume hinzuweisen. Immer wieder schrie er seine Abwehrreihe in die Aufrückbewegung. An zu wenig Engagement lag es sicher nicht. Die Notwendigkeit dieses Einsatzes steht allerdings gleichzeitig für sein Scheitern. Auch nach 9 Monaten Arbeit mit diesem Kader waren die Lücken auf dem Platz eklatant, blieben zu oft zu große Räume zwischen den Mannschaftteilen unbesetzt, machte man es dem Gegner zu häufig zu leicht.

Schalke musste zu dieser Saison einen komplett neuen Kader auf den Platz bringen und Dimitrios Grammozis hat daraus eine Mannschaft geformt, die diesen Namen verdient. Die Mannschaft präsentiert sich als Einheit, gibt nie auf. Schalke hatte das Pech, dass sich mit Andreas Vindheim und Dong-gyeong Lee zwei Winterverstärkungen sofort verletzten. Vom Trainer war kein Wort des Klagens zu hören, er nahm die Dinge wie sie kamen.

Von der Qualität des Kaders sind wir weiterhin überzeugt. Doch um im Kampf um die Spitzenplätze erfolgreich sein zu können, benötigen wir eine kontinuierliche Weiterentwicklung, die wir thematisiert, aber nicht gesehen haben.

Peter Knäbel

Trotzdem hatte man immer wieder den Eindruck, dass Dimitrios Grammozis aus den Möglichkeiten des Kaders zu wenig machte. Zwar gab es alles irgendwann mal zu sehen: Eine Weile stand die Abwehr wie eine Festung. Simon Terodde, als Verwerter von Thomas Ouwejans Flanken, lieferte stets. Als diese beiden ausfielen, wurden plötzlich Rodrigo Zalazar und Blendi Idrizi kreativ, agierte Darko Churlinov und Marvin Pieringer variabel. Dimitrios Grammozis konnte diese Elemente aber nicht dauerhaft zusammenbringen.

Die Spiele, in denen man tatsächlich fußballerisch, systematisch oder taktisch besser als der Gegner war, konnten an einer Hand abgezählt werden. In einer langen Reihe von ausgeglichenen Spielen hoffte man immer wieder auf die individuelle Klasse einzelner Schalker Akteure. Gut, dass diese häufig stach. Genug, um in dieser Liga als Aufstiegskandidat gelten zu können, war das aber nicht. Deshalb ist die Freistellung des Trainers nachzuvollziehen.

Foto: Arthur Schönbein

10 Thoughts

  1. Hoppla, komm grad vom Radeln heim und erfahre bei Dir von diesem Schritt. Dies ist einer der seltenen Fälle, in der auch ich einer Trainerentlassung zuspreche. Ich sehe in der Mannschaft mehr Potenzial als sie auf dem Platz zeigt. Vielleicht schafft es ein anderer Coach, hinten und vorne dauerhaft stabiler zu gestalten.

  2. Aber Funkel oder Neuhaus als Nachfolger? Fantasie geht anders! Grüße aus Frankfurt und auf ein baldiges Wiedersehen in Liga eins.

  3. Was macht eigentlich dieser EL Senor Raúl…..
    Im Ernst, ist natürlich jetzt sehr schwer, bin aber davon überzeugt dass es „kein Schnellschuss“ war sondern ein Plan besteht. Wie sich Mannschaften unter einem Trainer entwickeln können und mit ihrem vorhandenen Potential richtig trainiert werden, kann man in Bremen sehen. Eine gute Mannschaft mit viel Potential haben wir.
    Glückauf

  4. Auf den Punkt gebracht. Sehe ich genauso. Hätte schon spätestens nach Düsseldorf passieren dürfen. Jetzt bin ich gespannt, wer übernehmen wird. Darauf kommt’s an.

  5. Ich sehe das ähnlich. Grammozis hat wirklich sehr gute Arbeit geleistet beim Aufbau und Formen dieser Mannschaft, das darf man nicht vergessen. Ich erinnere an die Stimmen, die „mit diesem Trainer“ den direkten Abstieg in Liga 3 prognostizierten. Dass man überhaupt von einem direkten Wiederaufstieg träumen konnte, war zu großen Teilen Grammozis zu verdanken. Aber in der Winterpause ist etwas passiert. Ist Thiaw beleidigt, weil er nicht wechseln durfte? Sind andere Spieler sauer, weil sie zusätzliche Konkurrenz auf ihrer Position bekommen haben? Jedenfalls finde ich die mannschaftliche Geschlossenheit nicht mehr so sichtbar, und die Lustlosigkeit, mit der auf die Rostocker Konter reagiert wurde, grenzte an Arbeitsverweigerung.
    Ich habe nicht an einen direkten Wiederaufstieg geglaubt und fand den Dreijahresplan vernünftig. Jetzt wird es darum gehen einen Trainer zu finden, der die unterschiedlichen Eitelkeiten gut moderieren kann und so etwas wie eine Spielidee entwickelt – auch wenn es nur bis zum Saisonende ist. Wenn eine gute Mannschaft auf dem Platz steht, möchten vielleicht auch einige Spieler bleiben, die sich ansonsten in der 1. Liga sehen.

  6. Bujo also. Das ist ernüchternd. Ich mag ihn sehr, keine Frage. Aber ob gerade er jetzt einen Unterschied machen kann? Da hab ich Zweifel. Diese Entscheidung deutet in meinen Augen darauf hin, dass man nicht auf die Entlassung von Gramozis vorbereitet war. Hätte ich nicht gedacht. Aber wie auch immer. Glück auf und Vollgas!

  7. Eine Entlassung, die inzwischen, leider, nachvollziehbar war. DG gingen zunehmend die Argumente aus. Spätestens dann, als auch die Ergebnisse nicht mehr stimmten, denn spielerisch war es halt vorher auch oft schon nicht unbedingt das gelbe vom Ei.

    Buys spricht für mich dafür, dass man jetzt weder einen Schnellschuss machen, noch all-in gehen will. Oder vielleicht auch nicht mehr kann, nachdem Gazprom endlich weg ist.

    Und sich (hoffentlich) lieber in Ruhe, ggf. halt dann auch weiter in Liga 2, mit einem neuen Trainer mal langfristig und mit einem vernünftigen Konzept endlich mal ganz neu aufstellt.

  8. Wer die Pressekonferenz mit Buyo gesehen hat, der hat hoffentlich bemerkt, dass er mit einer Lust an die Sache geht, die jetzt auf der Motivationsebene schnell wirken kann. Eine spielerische Weiterentwicklung kann später von einem anderen Trainer erfolgen, der unverbraucht für einen Neuanfang stehen kann. Gut ist die Regelung, dass mit Buyo eine konstante Größe installiert ist. Er übermittelt die Eindrücke von den spielerischen und charakterlichen Fähigkeiten an den neuen Trainer weiter, so kann Kontinuität auch bei Trainerwechsel funktionieren, wenn die Spiel-Philosophie intern geklärt und angelegt ist.

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